23 September 2025

Formen von Ladehemmungen und wie man sie behebt

Ladehemmungen, sind ein ewigen Ärgernis bei modernen Schusswaffen, welche vielen Schützen immer noch Angst machen. In diesem Beitrag werden wir uns jedoch dieser Angst stellen und so viel wie möglich über Ladehemmungen lernen.

dabei muss ich jedoch einige Sachen voranstellen. Zunächst sind "Ladehemmungen" im eigentlich Wortsinn eigentlich nur Hemmungen, welche während der Ladephase auftreten. Bei der Ausarbeitung dieses Textes sind jedoch auch Hemmungen dazugestoßen, bei denen es sich zum Beispiel um Abzugshemmungen handelt. Ich bitte dies zu beachten, um Missverständnisse zu vermeiden.

Zudem ist der Text sehr auf modernen automatische Waffen der Familie der Verschluss-Lader ausgerichtet, das heißt auf Waffen, welche ihre Mehrschüssigkeit durch die Rückwärtsbewegung eines Verschlusskörpers erreichen. Mehrschüssige Systeme auf Patronenblock Basis, wie Revolver oder Waffen mit Kippläufen wie Doppelflinten, haben nochmal eine ganz eigene reihe an Funktionsstörungen.

Was den Aufbau des Textes angeht, so habe ich versucht, diesen möglichst kompakt und einfach zu halten. Zunächst wird die jeweilige Hemmung auf Deutsch und Englisch benannt, dann wird kurz beschrieben, wie sich diese gegenüber dem Schützen bemerkbar macht. Anschließen wird der technische Hintergrund erläutert, um mit einer kurzen Anleitung zur Behebung der Ladehemmung abzuschließen.

Blockierter Abzug

Bei einem blockierten Abzug (eng. Blocked Trigger, Dead Trigger) lässt sich der Abzug nicht abziehen, demnach handelt es sich um eine Ladehemmung des Typs A0. Dabei handelt es sich jedoch meist eher um ein Symptom, als um eine eigenständige Fehlfunktion.

Zur Behebung muss meist die Abzugsgruppe entblockiert werden, was bei den meisten Waffenmodellen ein Zerlegen der Waffe voraussetzt.

Diese Hemmung trag öfter bei XM16E1 auf, Ursache waren aus den Patronen heraus, in das Gehäuse der Waffe, gefallene Zündhüten, welche unter den Abzugsstollen gerollt waren und dort die Abzugsbewegung blockierten.

Untätiger Abzug

Bei einem untätigen Abzug (eng. Dead Trigger), kann zwar der Abzug betätigt werden, in der Waffe geschieht jedoch nichts, es haltend sich um eine Hemmung des Typs A0. Wie auch beim blockierten Abzug, handelt es sich hier meist um ein Symptom und weniger um eine eigenständige Hemmung. So kann ein untätiger Abzug unter anderem die Folge eines Zündversagens oder eines Verschlussrückpralls sein.

Der erste Versuch zur Behebung eines Untätigen Abzuges ist immer der Versuch eine Waffe erneut zu spannen, scheitert dies so sollte die Waffe zerlegt und die Funktion der Abzugsgruppe überprüft werden.

Untätige Abzüge kommen unter anderem beim PTR-91, dem iranischen G3, vor, welches eine deutlich schlechtere Nachschlagmasse besitzt. Durch Verschlussrückprall öffnet sich der Verschluss kurz, nachdem die Zündung der Patrone bereits eingesetzt hat und der Hammer im Dauerfeuermodus bereits fällt. Letzterer trifft auf die Schützensicherung und folgt dem Verschluss nur, anstelle mit voller Kraft auf das Zündhütchen zu schlagen. Es steht steht ein schlapper Hammer (eng. Follow Hammer). Es bricht kein Schuss, der Hammer ist nicht gespannt, der Abzugs Funktionslos.

Unbeabsichgtige Schließzündung

Bei der unbeabsichtigen Schließzündung (eng. Slam Fire) kommt es zum Bruch eines Schusses, sobald sich der Verschluss einer Waffe schließt. Ist dabei der Abzug nicht abgekrümmt, handelt er sich um eine Funktionsstörung (keine Ladehemmung) des Typs B. Die Ursache ist meinst eine Kombination aus zu empfindlichen Zündhütchen in Kombination mit einer zu starken Kinetischen Energie des Zündstifts.

Ein Beispiel sind frühe AR-15 M601, bei denen immer wieder, nach dem Durchladen, unbeabsichtigt Schüsse brachen.

Zündversagen

Bei einem Zündversagen (eng. failure to fire) wird der Abzug abgekrümmt und fällt, meist für den Schützen gut hörbar, es kommt jedoch nicht zu einer Zündung. Auch hierbei handelt es sich eher um ein Symptom, als um eine eigenen Hemmung. So kann es vorkommen, dass sich erst gar keine Patrone im Patronenlager befundet hat, eventuell ausgelöst durch ein überfahren der Patrone (eng. Bolt Override). Öfter kommt es jedoch vor, dass es Probleme mit der Munition oder dem Zündstift gibt.

Bei einem Zündversagen muss, durch das Abwarten einer gewissen Sicherheitszeit, sichergestellt sein, dass es sich nicht um einen Spätzünder (eng. Hangfire) handelt. Ist diese Zeit verstrichen, so versucht man zunächst die Zündeinrichtung der Waffe erneut zu spannen, was jedoch nicht bei allen Waffen möglich ist. Aus diesem Grund wird meist einfach händisch repetiert, um eine neue Patrone zu laden.

Spätzünder

Der Spätzünder (eng. Hangfire) ist nah verwand mit dem Zündversagen, nur das hier die Patrone nicht gar nicht zündet sondern stark verspätet. Ursache kann ein zu schwacher Zündschlag von Zündelement wie dem Zündstift aber auch fehlerhafte oder überlagerte Munition sein.

Wichtig bei einem Spätzünder ist, die Waffe weiterhin im Ziel zu halten, damit der Schuss nicht in eine unsichere Richtung abgegeben wird, was zu schweren Unfällen führen kann. Auch darf der Verschluss einer Waffe nicht frühzeitig geöffnet werden, da dies zu einer Zündung in unverriegeltem Zustand (eng. Out of Batterie Ignition) führen kann, wodurch die Waffe zerstört und der Schütze schwer verletzt werden kann.

Spätzünder sind vor allem Bei Lee-Enfield Gewehren bekannt, welche mit historischer Munition geschossen werden.

Schlappschuss

Der Schlappschuss oder schlappe Schuss (eng. Squib Load) kann, entgegen seines niedlichen Namen, eine der verheerendsten Fehlfunktionen überhaupt sein. Bei einem Squib entwickelt die Treibladung nicht ausreichend Druck, um das Geschoss vollständig aus dem Lauf heraus zu treiben, es bleibt im Lauf, als sogenannter Geschossstecker, stecken. Ursache ist beinahe ausschließlich die Munition, welche mit zu wenig Pulver bestückt oder in welche lediglich ein Zündhütchen eingesetzt wurde. Die eigentliche Gefahr stellt dabei nicht der schlappe Schuss selbst dar, sondern der eventuelle Versuch, einen Folgeschuss abzugeben. Dabei trifft dessen Geschoss auf das stecken gebliebene des Schlappschusses, was zu einem Überdruck im Lauf und damit zu einer Laufsprengung, auch Rohrkrepierer genannt, führt. Die Folge ist eine totale Zerstörung der Waffe und meist schwerste Verletzungen beim Schützen. Glücklicherweise sind Schlappschüsse deutlich an ihrem geringeren Rückstoß sowie dem Ausbleiben des sonst üblichen Mündungsknalls zu erkennen. Im Bezug auf automatische Waffe erzeugen Schlappschüsse meist nicht ausreichend Gasdruck oder Rückstoß, um die Selbstladefunktion anzutreiben.

Einen Schlappschuss zu beheben ist äußerst schwierig, meist muss das Geschoss mittels eines stabilen Ladestocks – unter Aufwand enormer Muskelkraft – durch den Lauf zurück getrieben werden. Die Idee, einen Geschossstecker mittels einer Platzpatrone vollständig durch den Lauf zu schießen, scheitert meist daran, dass sich zwischen Geschoss und Platzpatrone ein Sauerstoffkissen bildet, welches im Laufe des Befreiungsschusses immer weiter komprimiert wird und damit heiß und dicht genug wird, um den Lauf nachhaltig zu beschädigen.

Die Niederländische Armee (eigentlich Armee der Vereinigten Provinzen) gab für ihre frühen Hinterlader Notfallpatronen aus, welche einen Geschossstecker ausschießen konnte. Die Gewehre waren danach in der Regel wieder einsatzbereit, verloren jedoch stark an Präzision.

Geschossstecker

Geschossstecker (eng. Squib Round) werden häufig von Schlappschüssen (eng. Squib Load) verursacht, können jedoch auch anderen Ursachen haben wie Gasdrucklecks oder Fremdköper im Lauf, welche noch nicht stark genug sind einen Laufsprengung (Rohrkrepierer) zu verursachen. Im Hinblick auf Gefahren und Behebung gelten die gleichen Regeln, wie bei Schlappschüssen nur das vorher die Fremdköper aus dem Lauf entfernt oder der Ursache für ein Gasleck ausfindig gemacht werden sollte.

Rohrkrepierer

Der Rohrkrepierer oder auch die Laufsprengung oder Rohrsprengung (eng. Barrel Burst) ist eine schwerwiegende Funktionsstörung, welche auch als vordere Waffensprengung (eng. Barrel Kaboom) bezeichnet wird. Hier kann die Materialfestigkeit des Laufes dem Druck im inneren nicht standhalten und wird von diesem aufgerissen. Beigezogenen Waffen, wo die in den Lauf geschnittenen Züge die schwächsten Stellen darstellen, bildet sich meist ein Riss entlang eins dieser. Bei stärkeren Laufsprengungen bildet sich dagegen eine zweibelförmige Ausdehnung. Die Extreme form ist eine Sprengung bei welchen die Feldteile derart ins Freie verbogen werden, dass das Laufende aussieht wie die Tentakeln eines Oktopus.

Rohrkrepierer können lediglich durch den Austausch des Rohres behoben werden.

Durchstochenes Zündhütchen

Ein durchstochenes Zündhütchen (eng. Pirced Primer) entsteht, wenn der Zündstift zustark oder zuweit in das Zündhütchen in der Zündglocke der Patrone einschlägt und dabei die äußere Membran verletzt. Dadurch können heiße Pulvergase am Zündstift vorbei, durch dessen Lager, zuerst in das Innere der des Verschlusses und zuletzt auch in das Innere des Waffengehäuses gelangen. Gelangt nur eine geringe Menge Pulvergase so in die Waffe wird diese lediglich stärker verschmaucht und muss gereinigt werden. Gelangt jedoch deutlich mehr Gas in die Waffe so kann mit Magazinabsprengungen (ang. mag blowout) oder sogar eine Waffensprengung (eng. Kaboom) gerechnet werden. Durch den Gasverlust reduziert sich zudem der Gasdruck, mit welchem das Geschoss durch den Lauf getrieben werden kann, der Verlust ist meist nicht ausreichend um Geschossstecker zu verursachen, jedoch wird die Ballistik unberechenbar weswegen die Präzision der Waffe sinkt.

Selbst bei einmaligen Auftreten, sollte der Zündstift gründlich auf seinen Zustand und den Weg überprüft werden, den dieser im Verschluss zurücklegen kann. Ist der Zündstift ohne Markel, so kann davon ausgegangen werden, dass die Munition nicht sachgemäß gefertigt worden ist.

Während des Vietnam Krieges verbreitete sich unter US-Soldaten das Gerücht, man könne den SKS, durch das spitz zufielen des Zündstiftes, zur Abgabe von Schnellfeuer bewegen. Dies führte jedoch meist nur zu durchstochenen Zündhütchen und dem bandigen ausfall der Waffe durch verschmauchte Zündstiftschächte.

Ausgeblasenes Zündhütchen

Bei einem ausgeblasenen Zündhütchen (eng. Blow out Primer, Primer Blowout) wurde das Zündhütchen aus seiner Zündglocke herausgeblasen. Meist besteht die Ursache entweder in einem zu hohen Druck innerhalb der Patrone oder einer unzureichenden Befestigung des Zündhütchens in der Zündglocke, bei unzureichender Abstützung durch den Verschluss. Die unangenehmen Folgen sind meist eine Störung der Abzugsgruppe, sollte das Zündhütchen ins Waffengehäuse geschossen werden oder ein eintreten von Pulvergasen ins Waffengehäuse.

Ausgeblasene Zündhütchen sind ein deutliches Indiz für Überdruck in einer Feuerwaffe, welcher möglichst schnell behoben werden sollte. Um Zündhütchenausbläser zu vermeiden, sind diese bei militärischer Munition oft zusätzlich befestigt.

Während des Vietnamkrieges kam es bei XM16E1 immer wieder zu Zündhütchenausbläsern. Ursache war die nicht gut auf die Waffen abgestimmte Munition, welche viel zu hohe Drücke aufbaute und so den Verschluss der Waffen viel zu früh nach hinten trieb, welcher die unter hohem Druck stehenden Zündhütchen nicht ausreichend abstützen konnte. Die folge war, das Zündhütchen aus ihren Zündglocken ins Waffengehäuse gelangten und dort die Abzugsgruppe der XM16E1 störten.

Abgeschossener Mündungsaufsatz

Bei einem abgeschossenen Mündungsaufsatz (eng. Flying Muzzle Device) handelt es sich um ein Ereignis, bei welchem ein Mündungsaufsatz, nicht wie geplant, an der Mündung der Waffe verbleibt, sondern mit dem Geschoss mitgerissen wurde. Häufiger ist der Abflug des Mündungsaufsatzes jedoch darin begründet, dass Gasdruck zwischen Laufkrone und Mündungsaufsatz zum wirken kam, während keine Gegenkräfte durch mechanische Verbindungen, wie Gewinde, eine Beschleunigung des Mündungsaufsatzes nach vorne verhindern konnten.

Zur Behebung muss der Mündungsaufsatz gesucht, auf Beschädigungen durch das Geschoss oder den Gasdruck untersucht und anschließend sachgemäß an der Waffe befestigt werden.

Die Häufigste Ursache von fliegenden Mündungsaufsätzen ist das abfeuern scharfer Munition aus Waffen mit aufgesetztem Manöverpatronengerät.

Unzureichende Verschlussrücklaufdistanz

Bei einer unzureichenden Verschlussrücklaufdistanz (eng. short Bolt Travel) bewegt sich ein Verschluss nicht weit genug nach hinten, um die leere Patronenhülse auszuwerfen, eine frische Patrone aus dem Magazin zu entnehmen und in die Patronenkammer einzuführen. Dabei ist es zunächst unerheblich ob der Verschluss von der Automatik einer Selbstladewaffe oder der Muskelkraft eines Schützen nicht weit genug nach hinten bewegt wurde.

Bei beiden Waffentypen besteht die akute Behebung darin, den Verschluss der Waffe händisch in die hinterste Position zu bringen. Bei einer automatischen Waffe würde man danach den Verschluss nach vorne schnellen lassen. Für den nächsten Schuss sollte jedoch sichergestellt werde, dass die Antriebskräfte die Hemmkräfte überwiegen. Bei einer Selbstladewaffe muss sichergestellt sein, dass genug Gasdruck oder Rückstoß den Verschluss erreicht. Bei einer verstellbaren Gasabnahme sollte die Gasmenge erhöht werden. Zudem sollten ungewollte Hemmkräfte durch eventuelle Verschmutzung beseitigt werden.

Ein Beispiel ist das Romat, die israelische Version des FN FAL, welches von den Soldaten meist auf die niedrigste Gasentnahmeeinstellung gestellt wurde, bei welcher die Waffe noch repetierfähig war. Der Grund war ein deutlich auf diese Weise angenehmerer Rückschlag. Als die Waffen im Verlauf des Sechs-Tage-Krieges in Kontakt mit Wüstensand kam, welcher in der Waffe eine Hemmkraft ausübte, öffneten sich die Verschlusse der Waffen nicht immer weit genug. Ein anderen Beispiel bilden Waffen welche als Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitendem Lauf arbeiten und mit Schalldämpfern ausgestattet werden. Die zusätzlich zu bewegende Masse des Schalldämpfer führt zu einer Unterfunktion des der Laufrücklaufs und erschwert die Repetierfunktion, die Folge ist meinst eine unzureichende Verschlussrücklaufgeschwindigkeit, Erst ein Schalldämpfer Masseentkoppler verschafft hier Abhilfe.

Auszugshemmung

Bei einer Auszugshemmung oder Auszugsfehler (eng. failure to extrect) wird die Patronenhülse nicht oder nicht vollständig aus der Patronenkammer der Waffe entfernt. Direkte folge ist, dass keine neue Patronen in die Patronenkammer eingeführt werden kann, bis die alte leere Hülse entfernt wurde. Meist stößt, beim nächsten Ladevorgang, die neu zuzuführende frische Patrone auf die alte im Lager verbliebene und es kommt zu Patronensalat (eng. Double Feed). Ursache ist meist ein überwiegen von Hemmkräften, welche die Patrone, meist durch Reibung, im Patronenlager halten bei gleichzeitig zu schwachen Auszugskräften, welche vom Verschluss über die Auszieherkralle auf die Patrone übertragen werden. Es werden die Drei Formen Krallenspung, Randabriss und Bodenabriss unterschieden.

Auszieherkrallensprung

Der Krallensprung (eng. Extractor Jump) ist die leichteste Form der Auszugshemmung. Hier überspringt die Auszieherkralle den Rand oder die Ausziehernut der Patrone lediglich , meist aufgrund einer zu schwachen Auszieherkrallenfeder oder einer abgenutzen Kralle. Meist reicht es das Magazin zu entfernen, damit keine weitere Patrone zugeführt werden kann, den Verschluss zu schließen und erneut zu öffnen. Meist wird die zurück gebliebene Patrone dann ausgezogen. Sollte dies nicht funktionieren, kann man versuchen die Patrone an ihrem Rand oder ihrer Ausziehernut mit dem Rand einer anderen Patrone oder einem Schlitzschraubenzieher zu entfernen.

Krallensprünge traten vermehrt bei den M4 Karabinern der US-Armee auf, diese mit dem feinen Wüstensand des Iraks in Kontakt kamen. Dieser feine Sand gelange in die Patronenkammern und erzeuge dort durch Reibung übermäßige Hemmkräfte, denen die ursprüngliche Form der Auszieherkralle und dessen Feder nicht gewachsen waren. Im Zuge des PIP/Individual Carbine Programms wurde deswegen ein Gummiring entwickelt, welcher zusätzlich um die Auszieherkrallenfeder gelegt wurde, dieser erhöhte die Auszugskräfte und beseitigte entsprechende Hemmungen.

Hülsenrandabriss

Bei der nächst schwerwiegenderen Form, wurde das Stück des Randes oder der Ausziehernut, welche von der Auszieherkralle ergriffen wurde, regelrecht abgerissen (eng. Rim Shear). Diese Form darf nicht mit dem Abriss des gesamten Hülsenbodens (eng. Case head Speparation) verwechselt werden. Hier wären die Auszugskräfte des Verschlusses zwar ausreichend gewesen, die Hemmkräfte wären jedoch so stark, dass das Delta zwischen Antriebs- und Hemmkraft stärker war, als die Materialfestigkeit der Patronenhülse. Zur Behebung greift man am besten sofort zu einer anderen Patrone oder einem Schlitzschraubenzieher und versucht die Patronenenhülse, an einem unbeschädigten Stück des Randes oder der Ausziehernut aus der Patronenkammer zu entfernen.

Hülsenbodenabriss

Ist eine eigentlich falsche Bezeichnung, da der Hülsenboden hier nicht von der Auszieherkralle abgerissen, sondern vom Gasdruck innerhalb der Patronenhülse abgesprengt beziehungsweise weggesprengt wird. Entsprechend ist die englische Bezeichnung Case Head Seperation (Hülsen Kopf Abtrennung) präziser, im Englischen bezeichnet man den Boden der Patrone mit dem Zündmittel als Head, englisch für Kopf. Die Ursache ist der direkt wirkende Gasdruck (Rückdruck) welcher versucht, die Hülse nach hinten aus dem Patronenlager heraus zu treiben, davon aber meist von einem verriegelten Verschluss abgehalten wird. Gleichzeitig drückt der radiale Liderungsdruck die Wände der Patrone gegen die Innenwände der Patronenkammer. Bei langen Patronen, welche besonders viel Reibung zwischen Patronenwand und dem Patronenlager erzeugen können, ist die Hemmkraft der Liederungsreibung stärker als die Aushubkraft des Rückdrucks der Patrone nach hinten. Wird nun die Patrone nach hinten nicht ausreichend von einem Verschluss abgestützt, wird die S-Strecke (Sichere Auszugsdistanz) überschritten und der Patronenboden nach hinten gedrückt, während die Wände der Patrone vom Liderungsdruck im Patronenlager festgehalten werden. Folge ist zunächst ein dehnen des Hülsenmaterials, anschließt ein aufreißen des Material und final der komplette Abriss des Hülsenbodens. Folge ist zum einen das austreten von heißen Pulvergase ins innere der Waffe, welche diese verschmutzen und Teile beschädigen können. Hin und wieder kann es dabei auch zum aussprengen des Magazins kommen.

Meist kann der abgerissene, eigentlich abgesprengte, Hülsenboden sogar noch leichter und weiter ausgeworfen werden als eine reguläre vollständige Patronenhülse. Der Rest der Patrone verbleibt jedoch in der Waffe und so ist ein vollständiges Zuführen einer frischen Patrone nicht möglich, diese kann nicht vollständig in das Patronenlager eingeführt werden. Um die Ladehemmung zu beheben, muss zunächst das Magazin entfernt werden, um weitere, zum Scheitern verurteilte, zuführversuche der Waffe zu unterbinden. Anschließend muss die unvollständig zugeführte zweite Patrone entfernt werden, dies kann meist ohne Probleme bewerkstelligt werden, da diese meist noch aus dem Patronenlager herausragt. Meist fällt die zweite Patrone sogar von alleine aus dem frei gewordenen Magazinschacht heraus. Schwieriger ist das entfernen der Resthülse aus dem Patronenlager, da diese keinen Rand und keine Ausziehernut mehr besitzt. Hand der Soldat kein Spezialwerkzeug zur Hand bleibt nur noch der Versuch, die Resthülse von vorne mit einem Ladestab zu entfernen. Dies geschaltet sich jedoch schwierig, da die Hülsenmundkrone die einzige vertikale Fläche ist, auf welche der Stab treffen kann, dieser wird jedoch teilweise hinter dem Übergangskonus verdeckt.

Während des Vietnam Krieges waren die Soldaten der US-Armee mit XM16E1 ausgerüstet, dessen Edgewater Puffer verschlissen und deren Patronen mit einem nicht gut auf die Waffe abgestimmten Pulver geladen waren. Folge war ein zu hoher Zapfdruck welcher den sehr leichten Verschluss zu einer viel zu frühen Öffnung veranlasste. Folge waren Hülsenbodenabsprengungen, die oft genug vorkamen, dass viele US-Soldaten fertig zusammen geschraubte Ladestücke mit Klebeband an ihren Waffen befestigten, um diese im Fall dieser Hemmung schnell griffbereit zu haben, um eine Resthülse zu entfernen.

Auswurfshemmung

Nach dem ausziehen der leeren Patronenhülse geschient in der Regel deren Auswurf entweder durch einen Gehäusefesten Auswerfer oder einen, welcher auf dem Verschluss sitzt. Gelingt der Auswurf aus dem Waffengehäuse nicht, stört die leere Patronenhülse in der Regel die weitere Waffenfunktion. meist lässt sich eine leere Patronenhülse jedoch schnell wieder aus dem System entfernen. Es gibt grob drei unterschiedliche Formen: Patronensalat mit leerer Hülse (eng. case double feed), Auswurfhemmung durch Unterfunktion (eng. stove) und Auswurfhemmung durch Überfunktion (eng. tower).

Patronensalat mit leerer Hülse

Die schwerwiegende aller Auswurfshemmungen ist die, in welcher noch nicht mal der der Versuch unternommen wird die Hülse auszuwerfen. Die Folge ist eine mitten auf der Verschlussbahn liegenbleibende Hülse, welche meist beim zurückkehren des Verschluss zusammen mit einer frischen Patrone aus dem Magazin in richtig Patronenkammer geschoben wird. Dabei verklemmen sich leere Hülse und Frische Patrone und es entsteht Patronensalat. In Schlimmen fällen kann dabei die frische Patrone derart beschädigt werden, dass diese nicht mehr verwendet werken kann.

Als Ursache kommt fast nur das völlige fehlen eines Auswerfers oder ein brechen einer Auswerferfeder in Frage. Aus diesem Grund sollte die Waffe erst repariert werden, bevor diese weiter verwendet wird. Ist eine Reparatur unmöglich, so sollte die Waffe als Einzellader verwendet werden, um die Beschädigung von Munition zu verhindern.

Auswurfshemmung durch Unterfunktion

Bei einer Auswurfshemmung durch Unterfunktion (eng. stove oder stovepipe, wörtlich Schornstein) verfügt der Verschluss nicht über ausreichend Rücklaufenergie, um die Patronenhülse mit einer ausreichenden Geschwindigkeit anzustoßen. Meist folgt daraus, dass die Hülse noch nicht vollständig aus dem Waffengehäuse geworfen wurde, wenn der Verschluss zurückgeht. Dies resultiert wiederum darin, dass sich die unvollständige Patronenhülse zwischen Verschlussstirn und der vorderen Kante des Auswurfsfenster verklemmt. Dabei zeigt der leere Patronenmund der verschossenen Hülse nach außen, wie der Schornstein eines Ofens, daher der englische Namen stovepipe. Als Folge kann sich der Verschluss, welcher meist bereits eine frische Patrone aus dem Magazin entnommen hat, nicht vollständig schließen, die SAchützensicherung (eng. out of battery safety) bleibt aktiv, es kann kein weiterer Schuss angegeben werden.

Zur Behebung reicht es oft aus, die verklemmte Patronenhülse zu ergreifen und aus der Waffe herauszuziehen. Auch wenn dabei die Gefahr besteht, die Waffe zu zerkratzen. Alternativ kann man den Verschluss nach hinten führen und gleichzeitig die Waffe in eine Position drehen, in welcher die leere Hülse durch die Schwerkraft aus der Waffe fällt. Dabei kann sich jedoch auch die frisch aus dem Magazin zugeführte Patrone lösen und mit aus der Waffe fallen. Man verlöre einen Schuss.

Ofenrohre sind eine der häufigsten Ladehemmungen und kommen unter anderem bei nicht regelmäßig gereinigten Waffen vor, als auch bei solchen mit zu niedrig eingestellter Gasregelung.

Auswurfshemmung durch Überfunktion

Auswurfshemmugen durch Überfunktion sind weitaus selber jedoch auch komplexer. Hier läuft der Verschluss deutlich zu schnell zurück, was zwar zu einem kräftigeren Auswerfer der Patronenhülse führt, jedoch auch zu einer ungewollt schneller horizontalen Rotation um den Hülsenboden herum. Dabei verlässt die Hülse meist das Waffengehäuse zunächst vollständig, dreht sich dann jedoch mit dem Hülsenmund voraus wieder in das Auswurfsfenster hinein. Dort stößt der Hülsenmund meist an die vordere Kante des Auswurfsfenster und kommt dort für einige Millisekunden zum stehen. Da durch eine zu hohe Verschlussgeschwindigkeit, meist auch eine zu hohe Verschlussrückkehrgeschwindigkeit einhergeht, versucht sich der Verschluss der Waffe zu schließen, während sich der Hülsenmund der leeren Hülse noch im Auswurfsfenster befindet. Bei bei einer Auswurfshemmung durch Unterfunktion auch, verklemmt sich die Hülse zwischen Verschlussstirn und Auswurfsfenster, nur das dieses mal der flache Hülsenboden nach außen zeigt, daher die englische Bezeichnung als Tower zu deutsch Turm.

Behoben wird diese Art der Funktionsstörung meist durch das herausziehen der verklemmten leeren Hülse. Da der vordere Teil der Hülse keinen Rand oder Ausziehernut besitzt, ist dies deutlich ungefährlicher als bei einem stove.

Häufigste Ursache für Auswurfshemmungen durch Überfunktion sind falsch eingestellte Gasabnehmen oder das Verwenden von Munition mit stärkerer Ladung als für die Waffe vorgesehen wie das verwenden von 5,56mm NATO in Waffen eigenrichtet für .223 Remington.

Verstiftetes Magazin

Ein verstiftetes oder verstecktes Magazin ist ein Magazin, welches durch das Verstecken, im Sinne einer Steckverbindung, einer nicht vollständig zugeführten Patrone nicht aus der Waffe entfernt werden kann. Auf diese Weise wird das übliche Vorgehen bei einer Ladehemmung blockiert, weswegen verstecke Magazine zu einer der schwerwiegenderen Ladehemmungen gezählt werden. Kehrt der Verschluss nach seiner Öffnungsbewegung zurück, stört er dabei meist eine Patrone aus dem Magazin an, um diese aus dem Magazin zu entnehmen und auf die Zuführrampen zu bringen. Kommt es dabei zu einem Anhalten des Verschlusses, so besteht die Möglichkeit, dass die Patrone noch nicht die Magazinlippen verlassen hat, jedoch bereits etwas in das Waffengehäuse hineinragt. Versucht nun der Schütze das Magazin aus der Waffe zu nehmen, so verhält sich die teilweise zugeführte Patrone, wie ein Sperrstift, welcher Magazin und Waffengehäuse mit einander Verstiftet.

Um diese Form der Ladehemmung zu beheben, sollte zunächst der Verschluss in seine hinterste Position gebracht werden. Im besten Fall hat die Auszieherkralle bereits Kontrolle über die Patrone erhalten, wodurch diese nach hinten gezogen und optimal auch bereits ausgeworfen wird. Da Jedoch die meisten automatischen Waffen nicht über eine Kontollierte Züführung sondern über Schubführung verfügen, wird dies in dem meisten Fällen nicht der Fall sein. Der Schütze muss also versuchen die Patrone so zu bewegen, dass diese nicht mehr als Sperrstift fungiert. Dazu kann er sie entweder Händisch soweit in Richtung Patronenlader schieben, dass diese die Magazinlippen vollständig verlässt, um dann das Magazin zu entnehmen. Alternativ kann der Schütze versuchen, die Patrone zurück ins Magazin zu schieben, um dann das Magazin zu entfernen. Letzteres Vorgehen ist jedoch meist schwieriger zu bewerkstelligen.

Überfahrenes Magazin

Bei einem überfahrenen Magazin (eng. Magazin Override oder Magazine Overdrive) fährt der Verschluss einfach über ein Magazin hinweg, welcher noch Patronen enthält, ohne eine Patrone aufzunehmen und die die Patronenkammer zuzuführen. Die Folge ist eine Waffe dessen Zündeinrichtung zwar gespannt, dessen Patronenlager jedoch nicht geladen ist. Krümmte der Schütze den Abzug ab, so fiele der Hammer, es bräche jedoch kein Schuss. Bei Dauerfeuer unterbräche die Schussfolge.

Zur Behebung muss der Schütze lediglich den Verschluss repetieren und könnte dann, bis zu einem erneuten auftreten der Hemmung, wieder feuern.

Das XM16E1 der US-Amerikaner zeigte vermehrt diese Hemmung. Ursache war eine Kombination aus zu hoher Verschlussgeschwindigkeit und verschmutzten Magazinen.

Randhänger

Als Randhänger (eng. Rim Lock) bezeichnet man eine Hemmung, bei welcher zwei Randpatronen mit ihren jeweilen Ränder aneinander hängen bleiben. Dabei liegt der Rand der oberen Patrone hinter dem Rand der, im Magazin, unter ihr liegenden Patrone. Versucht nun der Verschluss die obere Patrone aus dem Magazin zuzuführen, so überträgt sich diese Kraft ober den Rand der ersten Patrone auf die zweite unter ihr im Magazin. Dabei wird die zweite Patrone jedoch nicht mit zugeführt, sondern gegen den vorderen Außenrand des Magazin gedrückt, wo es kein Weiterkommen gibt. Der Verschluss lässt sich nicht schließen, entsprechend kann die Waffe nicht abgefeuert werden.

Die Lösung besteht darin, die erste Patrone händisch aus dem Magazin zu entnehmen und, je nachdem wie eilig es der Schütze hat, zu entfernen oder so ins Magazin zurück zu drücken, dass dessen Rand nun vor dem Rand der Patrone darunter liegt.

Zuverlässige Magazine für Waffen für Randpatronen zu entwickeln war und ist eine schwierige Aufgabe. Waffen wie das russische Mosin Nagant oder das britische Lee-Enfield besitzen spezielle Einrichtungen in ihren Magazinen, alleine nur um Randhänger zu vermeiden.

Überzählige Zuführung (Patronensalat)

Als überzählige Zuführung (eng. Double Feed) bezeichnet man Hemmungen, welche dadurch hervorgerufen werden, dass die Waffe versucht zwei Patronen gleichzeitig in das Patronenlager einzuführen.

Horizontaler Patronensalat

Hier wurde entweder bereits eine Patrone in das Patronenlager eingeführt oder eine ist auf dem Weg dorthin, als die Waffe versucht eine weitere Patrone zuzuführen. Dies kann jedoch nicht gelingen, da die erste Patrone diesem weg blockiert. Im besten Fall bleiben die beiden Patronen hinter einander hängen und blockieren so den weiteren Weg des Verschlusses nach vorne. Im günstigsten Fall trifft dabei das Geschoss der hinteren Patrone lediglich auf den Hülsenboden der vorderen. Dabei passiert im besten Fall nichts, in unglücklichen Fällen, kann es jedoch zu einem eindrücken des Geschosses der hinteren Patrone in dessen Hülse kommen (eng. bullet setback). Dadurch wird der Pulverraum dieser Patrone reduziert, was bei dessen abfeuern zu einem Überdruck führen kann. Im schlimmsten Fall, trifft die zweite Patrone, welche versucht ins Patronenlager zu gelangen, mit der Spitze ihres Geschosses, auf das Zündhütchen der ersten Patrone im Patronenlager und entzündet diese. Da die zweite Patrone die erste Patrone nicht, wie ein Verschluss, gegen den Gasdruck rückwärtig abstützen kann, kommt es meist zu einem Aushub der erste Patrone nach hinten, aus dem Patronenlager heraus, gefolgt von einem Hülsenriss und durch das unkontrollierte austreten von Pulvergasen zu einer Waffensprengung.

Um horizontalen Patronensalat zu beheben, sollte man zunächst den Verschluss in die hinterste Position bringen und anschließend das Magazin entfernen, damit keine dritte Patrone sich dem Salat anschließt. Anschließend versucht man beide Patronen zu entfernen. Möchte man die am Salat beteiligen Patronen danach noch verschießen, so sollte man diese gründlich auf Beschädigungen untersuchen. Besonders die zweite Patrone neigt dazu einen Geschosseindrücker (eng. bullet set back) zu erleiden.

Besonders das deutsche Repetiergewehr Gewehr 88 litt unter horizontalem Patronensalat, wenn man den Verschluss eines geladenen G88 nach vorne schob, auf halber Strecke stoppte, den Verschluss wieder nach hinten führte, um anschließen dieser wieder nach vorne zu schieben verursachte man ein horizontales aufeinandertreffen von zwei Geschossen auf der Verschlussbahn. Der Grund war, dass die Auszieherkralle erst in die Ausziehernut der Patrone einsprang, wenn diese, gegen Ende der Zuführbewegung, schon fast vollständig in das Patronenlager eingeführt war. Zog man den Verschluss auf halber Strecke zurück, so bliebt die erste Patrone einfach auf der Verschlussbahn liegen. Dies wurde beim Nachfolger, dem Mauser G98, verunmöglicht, da die Auszieherkralle deutlich früher Kontrolle über die Patrone erlangte (eng. controlled feed). Bei einem Zurückziehen des Verschlusses ab halber Strecke wurde die erste Patrone mitgenommen, zudem konnte eine neue Patrone erst nach dem Auswurf der vorherigen vom Verschluss angestoßen werden.

Vertikaler Patronensalat

Wo beim vertikalen Patronensalat zwei Patronen nach einander versuchen, in das Patronenlager zu gelangen, da versuchen es bei horizontalem Patronensalat zwei Patronen gleichzeitig. Die Verschlussstirn trifft hier nicht auf einen, sondern auf zwei Patronenböden und schiebt demnach zwei Patronen über, seltener nebeneinander, in das Patronenlager. Dabei trifft das untere Geschoss meist, wie geplant, auf die Zuführrampen. Da obere hingegen meist an die Oberinnenseite des Patronenlagers. Aus diesem Grund werden beide Patronen von ihren Geschossen aus zueinander gepresst und dabei stark deformiert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kann sich der Verschluss, meist noch nicht mal unter massiver Gewalteinwirkung von Außen, weiter nach vorne bewegen. Die Waffe ist schussunfähig. Nur selten handelt es sich bei horizontalem Patronensalat um eine eigenständige Hemmung, auch wenn diese zum Beispiel durch hochgebogene Magazinlippen verursacht werden kann. Öfter kommt diese Art der Hemmung zustande, wenn ein Schütze versucht eine andere Hemmung zu beheben, ohne vorher das Magazin zu entfernen. Ursache ist, dass für die Behebung der meisten Hemmungen der Verschluss bewegt werden muss, dieser weiß jedoch nicht, dass er dabei keine neuen Patrone aus dem Magazin zuführen soll. Die Weiter auf eine bestehende Hemmung zugeführten Patronen verursachen horizontalen Patronensalat.

Um vertiakelen Patronensalat zu beheben, sollte zunächst das Magazin entfernt werfen, damit sich keine weiteren Patronen dem Salat anschließen. Anschließend wird der Verschluss in die hinterste Stellung gebracht und optimal dort fixiert. Dann versucht man die Patronen zu entfernen. Optional fängt man dabei mit der Unteren an, auch wenn diese meist schwerer zu erreichen ist, da diese leichter von den Zuführrampen abgleiten kann, als die Obere von der meist steilen oberen Kante des Patronenlagers. Da Patronen bei vertikalen Patronensalat meist schwer deformiert werden, wird stark davon abgeraten diese zu verschießen.

Blockierter Verschluss

In ganz besonders harten Fällen kann er vorkommen, dass sich der Verschluss nicht mehr öffnen oder schließen lässt. Ursache sind meist dazugekommene Hemmkräfte, meist Reibung verursacht durch Schmutz oder Eis. Die Folge ist, dass sich eine Waffe gar nicht erst durchladen oder spannen lässt.

Zur Behebung eines (eng. Stuck Bolt) versucht man zunächst die Waffe, bei festgehaltenem Verschlussgriff, mit dem Kolben auf den Boden zu schlagen. Gelingt dies nicht, kann man versuchen die Waffe mit Wasser auszuspülen. Bleibt auch diese Maßnahme ohne Erfolg, so ist man gezwungen die Waffe zu zerlegen.

Das T-48, die Version des FN FAL welche von den US ab 1951 erprobt wurde, hatte unter arktischen Bedingungen die Angewohnheit, dass zwischen Verschluss und Gehäuse gelangter Schnee dort während des Schießens schmolz und anschließend wieder gefror. Die Folge war ein blockierter Verschluss, welcher nur durch komplettes abtauen der Waffe oder das zerlegen behoben werden konnte. Fror ein T-48 bei offen stehenden Verschluss, so war ein Zerlegen jedoch nicht möglich, da die Schließeinrichtungsverbindungsstange die beiden Gehäusehälften des T-48 verzampfte.

Schlapper Hammer

Als schlappen Hammer (eng. Follow Hammer) bezeichnet man eine Hammer oder einen Schlagstift, welcher nicht mit voller Kraft auf das Zündhütchen schlägt, sondern langsam auf es herausgleitet und dabei nicht die nötige Kraft entwickelt dieses abzuschlagen und die Zündung der Patrone einzuleiten. Ursache ist mein ein defekter oder von Laien absichtlich deaktivierter Selbstladeunterbrecher. Die Folge ist eine Waffe welche zwar über eine Patrone in der Patronenkammer verfügt, dessen Zündeinrichtung jedoch nicht gespannt ist. Der schlappe Hammer hat ein Zündversagen verursacht.

Um einen schlappen Hammer zu beheben, kann der Schütze versuchen die Zündeinrichtung erneut zu spannen, wobei die meisten Waffen jedoch repetiert werden müssen.

Da unter Laien und Endbenutzern leider das Gerückt umgeht, dass man Selbstladewaffen, durch das Entfernen des Unterbrechers in Schnellfeuerwaffen umbauen könnte, wird von diesem immer wieder versucht diese auszubauen, abzufeilen oder sonstwie zu deaktivieren. Folge ist meist lediglich ein schlapper Hammer. Andersfalls werden schlappe Hämmer oft durch Verschlussrückprall verursacht, so bei der iranischen PTR-71 einem Klon den deutschen G3.

Verschlussrückprall

Bei Verschlussrückprall (eng. Bolt Bounce) handelt es sich um ein Phänomen, bei welchem der zurückkehrende Verschluss am Schildzapfen oder direkt an der hinteren Wand der Patronenkammer abprallt und dabei ein Stück zurück springt. Je nach Beschaffenheit der Zündeinrichtung kann es bereits vor dem Sprung nach hinten zu einer Zündung gekommen sein. Aus diesem Grund wird zwischen Verschlussrückprall mit und ohne Zündung unterschieden.

Verschlussrückprall ohne Zündung

Hier schnellt der Verschluss, innerhalb einer laufenden Schussfolge, nach vorne, entnimmt dem Magazin eine Patrone, führt diese zu, verriegelt, betätigt den Schnellfeuerunterbrecher, springt dann aber ein Stück zurück. Bei diesem Rücksprung entriegelt der Verschluss teilweise, jedoch tritt, bei einer sorgfältig konstruierten Waffen, dabei auch die Schützensicherung (eng. out of battery safety) in Kraft. Der durch die Betätigung des Schnellfeuerunterbrechers freigegebene Hammer trifft nun nicht auf den Zündstift, sondern auf die Sicherung. Es bricht kein Schuss mehr, obwohl sich eine Patrone im Patronenlager befunden hätte. Es kommt zu einer Hemmung ähnlich einem Zündversagen.

Um die Folgen eines Verschlussrückpralls ohne Zündung zu beheben, kann der Schütze versuchen die Zündeinrichtung erneut händisch zu spannen. Bei den meisten Schnellfeuerwaffen ist dies jedoch nur durch repetieren möglich. Dabei wird die nicht gezündete Patrone ausgeworfen, welche bedenkenlos wiederverwendet werden kann. Um konstruktiv gegen Verschlussrückprall vorzugehen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten kann. Die formschlüssige Verschlusssperre der UMP45 ergreift den Verschluss kurz für einige Millisekunden, wenn dieser in der vordersten Position ankommt. Die Nachschlagmasse des MG3 gibt dem Verschluss von hinten einen Schlag, wenn dieser vorne zum stehen kommt. Einen anderen Weg geht die AKM, welche ihren Hammer für einige Millisekunden festhält, so das der Verschluss vorne etwas mehr Zeit hat sich zu beruhigen.

Besonders das iranische PTR-71, ein Klon des deutschen G3, leidet unter Verschlussrückprall, da es über eine deutlich schlechtere Nachschlagmasse verfügt.

Verschlussrückprall mit Zündung

Bei dieser, weitaus gefährlicheren, Version des Verschlussrückpralls, kommt es vor dem Rückprall noch zu einer Zündung. Der Verschluss beginnt, innerhalb eines Schusszyklus, nach vorne zu laufen. Dabei entnimmt er dem Magazin, oder einem anderen Patronenvorrat wie einem Gurt, eine Patrone, führt diese in der Patronenlager ein und zündet diese sofort, wie es meist bei zuschießenden Waffen mit Vorlaufzündung (Zündung durch Vorlauf) der Fall ist. Gleichzeitig mit der Zuführung verriegelt der Verschluss. Kommt es zu zu Verschlussrückprall, so wird der Verschluss eine kleine Strecke nach hinten geworfen, während sich in der gezündeten Patrone bereist der Gasdruck aufzubauen beginnt. Bei seinem Rücklauf entriegelt der Verschluss teilweise oder sogar ganz. Dies kann fatalerweise dazu führen, dass die Patrone durchzündet, während der Verschluss teilweise entriegelt ist und in diesem Zustand dem Gasdruck der Patrone nicht genug Wiederstand leisten kann. Die Folge sind ein überschreiten der S-Strecke, was Hülsenreißer und Waffensprengungen zur Folge haben kann.

Nach einer Waffensprengung sollte der Schütze sich zunächst selber auf Verletzungen untersuchen, welcher versorgt werden müssen. Danach muss jegliche verbleibende Munition aus der Waffe entfernt werden. Erst danach sollte durch eine gründliche Inspektion aller Waffenteile sichergestellt werden, dass die Waffe weiterhin einsatzbereit ist.

Vor allem das deutsche Maschinengewehr MG42 litt unter Verschlussrückprall welcher regelmäßig zu Hülsenreißern und sogar Hülsenbodenabsprengungen führte. Die Ursache für diese schwerwiegenden Hemmungen blieb lange unbekannt, bis Hochgeschwindigkeitsaufnahmen Verschlussrückprall als Ursache ausmachten. Eine als Zwangsjacke bezeichnete Nachschlagmasse wurde zwar entwickelt kam aber nicht mehr zur Truppe, da die Umstellung auf stabilere Stahlhülsen das Problem zufällig behob. Das MG1 des späteren Bundesgrenzschutzes erhielt jedoch eine als Verschlusssperre bezeichnete Nachschlagmasse.

Waffensprengung

Be einer einer Waffensprengung, auch Fatale oder Totale Fehlfunktion, im Englischen schlicht Kaboom handelt es sich um eine Reihe von Fehlfunktionen, bei welchen Wichtige Waffenteile durch den Druck der Pulvergase nachhaltig zerstört oder derart deformiert werden, dass die Waffe nicht ohne den Austausch dieser Teile wieder schussbereit wird.

Mündungssprengung

Bei einer Mündungssprengung (eng. Muzzle Kaboom) wir der Laufmündung der Waffe aufgerissen wird. Da bei Waffen mit gezogenen Laufprofiel die Züge natürliche Schwachstellen darstellen, wird der Lauf meist in der Form gedrehter Tentakel aufgerissen. Die Ursache für diese Form des Rohrkrepierers ist meist ein Laufhindernis, meist in Form eines in den Lauf eingedrungenen Fremdkörpers. Dieser verursacht ein abruptes abbremsen des Geschosses, während dieses von hinter weiterhin von den Pulvergase nach vorne geschoben wird. Da das Geschoss den Pulvergase nicht, wie berechnet, Platz machen kann und damit das Volumen im Lauf erhöht, kann der Druck auf ein Niveau ansteigen, welches die Festigkeit des Laufmaterials übersteigt. Da aus Gründen der Gewichtsersparnis der Lauf zur Mündung hin oft dünner wird, kommt es an der Mündung oder kurz vor der Mündung zu einem aufreißen des Laufes, da sich hier der schwächste Punkt befindet.

Hält man eine Waffe nur mit der Mündung in das Wasser eines Flusses oder Sees, so ist das Geschoss, im nicht mit Wasser gefüllten Teil des Laufes, in der Lage, auf die gewünschte enorme Geschwindigkeit zu beschleunigen. Trifft das Geschoss jedoch auf den mit Wasser gefüllten Teil, nahe der Mündung, so wird das stark beschleunigte Geschoss durch das Wasser stark abgebremst und es kommt zu den beschriebenen Erscheinungen.

Laufsprengung

Hier ist meist eine Sprengung des Laufes (eng. Barrel Burst) im mittleren Teil gemeint. Die Folge ist meist ein längsseitiges Aufreißen des Laufes. Bei Waffen mit gezogenen Läufen bilden die, in den Lauf geschnittenen, Züge eine Schwachstelle, das aufreißen beschießt demnach meist spiralförmig. In besonders schwere Fällen reißen auch oft gleich mehrere Züge auf, wodurch die typische Zwiebelform entsteht. Wie bei Mündungssprengungen auch, so ist die Ursache oft in Laufhindernissen zu finden, welche das Geschoss entschleunigen und so zu einem Überdruck im Lauf führen, da der einberechnete Volumengewinn durch Geschossbewegung ausbleibt. Aber auch Materialermüdung kann zu Laufsprengungen führen.

Der eigentlich nur für hintergelagerte Truppen ausgegebene M4 Karabiner wurde während des Krieges gegen den Terror auch von Spezialeinheiten verwendet. Bei einer Mission verwendete ein Mitglied des US SOCCOM einen M4A1 Karabiner, um Deckung zugeben in beinahe ununterbrochenem Dauerfeuer. Dies führte zu einer Lauftemperatur, welcher der Lauf, in Verbindung mit dem Gasdruck in seinem Inneren nicht bewachsen war. Die Folge war die Entwicklung des M4A1 SOCOM (Colt Model 920HB).

Patronenkammersprengung

Im seltenen Fall einer Patronekammersprengung (eng. chamber failure) wird die Patronekammer verrissen. Dies ist äußerst selten, da die Patronenkammer meist das stärkste Glied in der Kette der tragenden Komponenten einer Feuerwaffe ist. In der Regel kommt es eher zu einer Laufsprengung oder dem Abriss von Verriegelungselementen, als zum versagen der Patronenkammer. Dabei kann es jedoch vorkommen, dass das Geschoss schon so früh im Lauf durch Fremdkörper blockiert ist, dass der Gasdruck den Lauf erst gar nicht erreichen kann.

Schildzapfensprengung

Bei dieser Fehlfunktion wird der Schildzapfen auseinandergerissen (eng. trunnion failure). Da der Schildzapfen meist, im Gegensatz zur nach ihm folgenden Patronenkammer, Ausfräsungen für die Aufnahme der Verriegelungs- oder Übertragungelemente des Verschlusses besitzt, ist dieser meist Materialschwächer als die Patronenkammer. Kommt es zu einem Überdruck in der Patronenkammer, kann es vorkommen, dass der auf den Verschluss wirkende Gasdruck so stark ist, dass dessen Verriegelungselemente eine derart starke Kraft auf die Gegenlager des Schildzapfens ausüben, dass entweder diese Gegenlager abgerissen werden. Sind die Gegenlager jedoch materialstark genug, so kann es zu einem aufreißen oder aufbiegen des Schildzapfens kommen.

Verschlusssprengung

Mit Verschlusssprengung wird ein recht weites Feld an Erscheinungen zusammengefasst. Die leichteste Form ist der Abriss der Verriegelung oder Übertragungselemente. Hier wird der Druck so hoch, dass Elemente wie Zapfen (Verschlusswarzen) schlicht abgerissen werden (eng. lug failure, lug sheere). Voraussetzung ist, dass die Gegenlager im Schildzapfen sowie der Schildzapfen selber eine höhere Materialfestigkeit als die Verriegelungselemente ausweisen. Die Folge ist meist eine überhöhte Verschlussgeschwindigkeit welche, je nach Modell, sogar dazu führen kann, dass der Verschluss nach hinten aus der Waffe herausgeschossen wird. Eine weiter Form der Verschlusssperungen ist die Sprengung von innen heraus. Diese wird meist dadurch verursacht, dass sich der Verschluss innen mit Pulvergasen füllt. Ursache wiederum hierfür sind meist durchstochene Zündhütchen (eng. pierced primer). Dabei kann sich der Verschluss aufblähen und sogar bersten.

Besonders bei den Mauser-98-Gewehren wurde auf besonderen Schutz vor Verschlusssprengungen gelegt. So besitz der Verschluss an seiner Unterseite einen weiteren Verriegelungszapen, welche während des normaler Betriebes der Waffe nicht in Aktion ist. Käme es zu einem Abreißen der beiden Hauptzapfen oder zu einem aufreißen der Schildzapfenhülse, so bestände die Aufgabe dieses dritten Sicherheitszahn nicht darin, den Verschluss komplett aufzuhalten. Seine Aufgabe besteht darin, dadurch, dass er nur unten wirkt, der Verschluss zu einer Drehbewegung nach oben zu veranlassen, wodurch der Verschluss nicht gerade in das Gesicht des Schützen fliegen würde, sondern im Idealfall noch oben über dessen Kopf hinweg. Auch besitzt der Verschluss des Gewehr 98, damals Kammer genannt, große Löcher an der Unterseite. Im Fall eines durchstochenen Zündhütchens, könnte sich zwar der Verschluss mit Gas füllen, dieses könnte jedoch durch die Löcher nach unten entwichen. Es würde zwar eine Anstauen des Gases im Verschluss verhindern würde, jedoch würde das, ins Magazin der Waffe gelangende Gas, dieses nach unten aus der Waffe schießen, beziehungsweise bei einem klassischen Mauser-98-System die Bodenplatte des internen Magazins auf sprengen.

Magazinabsprengung

Das aussprengen eines Magazins (eng. Magazin Blowout, Mag Blowout) ist nur bei Waffen mit integriertem Magazin eine fatale Waffensprengung, bei welcher das Magazin, vom Gasdruck rückwärtig entweichender Pulvergase, aus der Waffe geschleudert wird. Alternativ kann auch nur der Magazinboden abgesprengt werden. Der ins Waffengehäuse gelangte Gasdruck kann dabei viele Ursachen haben. Besonders häufig sind durchstochene Zündhütchen, sowie Zündungen bei unzureichender Verriegelung (eng. Out of Battery Detonation).

Nicht geschlosserter Verschluss

Ein nicht geschlossener oder auch nicht vollständig geschlossener Verschluss (eng. not in Battery) ist ein Hemmung, bei welcher ein Verschluss, am Ende eines Ladezyklus, nicht vollständig in der vordersten Position angekommen ist. Würde ein Schütze nun den Abzug einer umsichtig konstruierten Waffe betätigen, so wurde zwar der Hammer fallen sich jedoch, aufgrund der Schützensicherung kein Schuss lösen. Einige Modelle setzen auch Verschlussfühler ein, um ein lösen des Hammers, bei nicht vollständig geschlossenem Verschluss, komplett auszuschließen. Die häufigste Ursache für einen nicht vollständig geschlossenen Verschluss ist, dass der Schütze den Verschluss oder Schlitten einer automatischen Waffe nicht hat nach vorne schnellen lassen, sondern diese per Hand nach vorne geführt hat, um unter Umständen keinen Lärm zu verursachen. Es kann jedoch auch an einer zu schwachen Schließfeder oder zu starken Gegenkräften durch Reibung, verursacht durch Verschmauchung oder Verschmutzung, liegen. In Besonders schweren Fällen, versperrt Dreck die Gegenlager des Schildzapfen oder es befindet sich sogar ein Fremdkörper in der Patronenkammer, welcher die Patrone darin hindert voll ins Patronenlager eingeführt zu werden.

Um einen nicht vollständig geschlossenen Verschluss zu beheben, kann ein Schütze bei den meisten Waffenmodellen versuchen den Verschlussgriff nach vorne zu drücken. Bei Waffen bei denen der Verschlussgriff keine vorwärtige Kontrolle erlaubt, hilft es meist nur, den Verschluss komplett nach hinten zu führen und erneut nach vorne schnellen zu lassen. Dabei wird jedoch eine Patrone unbeabsichtigt ausgeworfen. Einige Waffen ohne vorwärtig wirkenden Verschlussgriff, wie das M16A1, haben Schließhilfen, mit welchen sich der Verschluss in die vorderste Position zwingen lässt. Ein einfaches steckenbleiben des Verschlusses, kann mit einer solchen Einrichtung behoben werden. Wurde die Hemmung jedoch durch einen Fremdkörper verursacht, würde ein zu starkes Betätigen des Verschlussdrückers die Hemmung jedoch verschlimmern, da die zuladede Patrone deformiert und der Fremdköper tiefer in die Waffe hinein getrieben werden würde.

Besonders das Selbstladegewehr M1 Garand der US-Amerikaner im zweiten Weltkrieg, litt meist nach dem Laden mit seinen 8-Schuss-Laderahmen direkt an einem nicht geschlossenen Verschluss. Dieser schloss sich, je nach Zustand der Waffe und des jeweils verwandten Rahmes, meist nicht vollständig und so musste der Schütze oft den Verschluss per Hand am Verschlussgriff nach Vorne treiben.

Hitzezündung

Bei einer Hitzezündung (eng. cook-off) wird eine Patrone nicht durch das auftreffen eines Zündelements auf sein Zündhütchen, sondern durch von außen aufgenommene Hitze entzündet. Ursache ist hierfür die chemische Beschaffenheit des Treibmittels wie auch den Zündhütchen, welche bei einer bestimmten Temperatur zünden, unabhängig von der Zündquelle. Meist kommt es bei Schnellfeuerwaffen zu Hitzezündungen, wenn sich eine Patrone über einen längen Zeitraum hinweg in einem Patronenlager eines heißgeschossenen Rohres befindet.

Um Hitzezündungen zu vermeiden, sind die meisten für Dauerfeuer ausgelegten Waffen, als zuschießende Waffen mit geschlossener Verschlussstellung ausgeführt. So wird eine neue Patronenhülse erst Millisekunden vor dem Schuss in die Patronenkammer eingeführt, um die Zeit zu reduzieren, in welcher diese Hitze von dieser aufnehmen kann. Aber auch bei diesen Waffen ist es ratsam, vor dem öffnen eines eventuell steckengebliebenen Verschlusses, eine Sicherheitszeit abzuwarten, um eine eventuelle Hitzezündung nicht bei offenem Verschluss geschehen zu lassen, auch ist dabei die Mündung der Waffe in eine sichere Richtung zu halten.

Besonders beim MG3 kam es in Kombination mit überlagerter Munition immer wieder zu Unfällen. Dabei wurde das Rohr des Maschinengewehr, während einer Schussfolge, immer heißer. Es versagten jedoch immer wieder Zündhütchen, worauf sich der Verschluss mit einer solchen Patrone im Patronenlager schloss, es jedoch nicht direkt zu einer Zündung kam. Diese erfolgte erst später durch eine Hitzezündung. Wartete ein Soldat diese Zeit nicht ab, sondern öffnete den Verschluss, um zu sehen was los war, konnte es zu einer Zündung ohne ausreichende Verriegelung kommen (eng. out of Battery Ignition).

Unverriegelte Zündung

Von einer unverriegelten Zündung oder Zündung bei nicht geschlossenem Verschluss (eng. out of Battery Ignition) spricht man, wenn es zur Zündung einer Patrone kommt, während entweder die Verriegelung- oder Übertragungsaelemente noch nicht in ihre Ruheposition eingefahren sind, wenn der Verschluss nicht vollständig geschlossen ist geschlossen ist und die Verrieglungs- und Übertragungglieder noch nicht ihren vollen Ruhewert erreicht haben oder wenn eine Patrone bei komplett offenem Verschluss zündet.

Zündung bei nicht aktiven Verriegelungselelemten

Kommt es bei einer Waffe, welche eigentlich auf eine formschlüssig statische Verriegelung berechnet ist zu einer Zündung, während die entsprechenden Ruheelemente nicht in ihre Gegenlager eingefahren sind, so ist mit einer deutlichen Überschreitung der S-Strecke sowie mit einer unseren Verschlussrücklaufgeschwindigkeit und allen damit verbunden Folgen, wie einem Hülsenreißer, zu rechnen. Ursachen können unter anderem ein unsachgemäßer Zusammenbau der Waffe oder eine vorangegangene Beschädigung der Waffe sein.

Nach einer Zündung in nicht verriegeltem Zustand, sollte die Waffe gründlich auf ihre Funktion überprüft werden.

Beim kanadischen Geradezuggewehr Ross als auch beim deutschen Kommissionsgewehr G88 war es konstruktionsbedingt möglich, die Waffe so zusammen zubauen, dass die Verriegelungskämme des Ross bzw. die Verschlusskopfzapfen des G88 nicht in ihre Gegenlager einrasteten. Das abfeuern einer derart fehlerhaft zusammengebauten Waffe führte zu, für die damaligen Soldaten, traumatischen Erlebnissen welche das Vertrauen in die Waffen nachhaltig beschädigte.

Zündung bei nicht vollständig geschlossenem Verschluss

Bei dieser Form der unversiegelten Zündung hat sich der Verschluss noch nicht ganz schließen können, wenn die Patrone zündet. Bei formschlüssig statischen Waffen kann dies fatale Folgen haben, da diese auf eine bestimmte gesamte Oberfläche zwischen Verriegelungselement und Gegenlager angewiesen sind. Ist dieser Oberfläche zu klein, können Teile von Lager und Gegenlager abbrechen. Die Folgen sind sowohl eine nachhaltige Beschädigung als auch eine Überschreitung der S-Strecke und eine unsichere Verschlussgeschwindigkeit, wenn auch in geringerem Maße als bei gar nicht aktiven Ruheelementen. Bei kraftschlüssig dynamischen Waffen mit Übersetzung, deren Übertragungselemente nicht vollständig in ihre Taschen oder Ruhelager eingeführt wurden, ergibt sich ein ähnliches Bild, wenn auch mit einer geringeren Chance auf eine Beschädigung der Elemente.

Das französische Sturmgewehr FAMAS erzeugt durch seine Übersetzung, nach der französischen Formel, aus seinem insgesamt nur 380 Gramm schweren Verschluss eine virtuelle Masse von 2⅓ Kilo. Dies gelingt jedoch nur, wenn der Übersetzungshebel voll in ein Ruhelager eingreift. Bei der Verwendung von ausländischer Munition mit sehr empfindlichen Zündhütchen kam es jedoch immer wieder zu verfrühten Zündungen, bei nicht nicht ganz eingreifendem Schleuderhebel. Das Resultat war eine deutlich niedrigere virtuelle Masse von ~1 Kilo statt der für die Waffe berechneten 2⅓ Kilo Verschlussmasse. Folge waren Hülsenreißer und das Gerücht, dass ein FAMAS F1 nicht mit Messinghülsen betrieben werden dürfe.

Waffen mit einfachem Masseverschluss hingegen leiden deutlich weniger unter einem nicht vollständig geschlossenem Verschluss. Bei Waffen mit Vorlaufzündung wird dies sogar zum festen Funktionsprinzip erhoben, da eine, während des Vorlaufes, gezündete Patrone zunächst den vorwärtigen Bewegungsimpuls des Verschlusses überwinden muss, um diesen anschließend zu einer rückwärtigen Bewegung zu veranlassen.

Zündung bei offenem Verschluss

Diese äußerst seltene Form geht von der Zündung einer Patrone aus, während der Verschluss einer Waffe beinahe offen steht. Dabei befindet sich die Patrone meist sogar noch unter der Kontrolle des Magazins oder wird gerade erst vom Verschluss angestoßen. Da sich dem Druck einer so früh unnachsichtig gezündeten Patrone nichts entgegenstellt, zerplatz diese meist einfach im Waffengehäuse. Darauf werden Hülsensplitter und heiße Gase aus dem Verschlussfenster der Waffe heraus aber auch ins innere des Waffengehäuses geschleudert. Da sich dabei jedoch kein hoher Druck aufbauen kann, ist diese Art der unbeabsichtigten Zündung (ing. geglect ignition) weitaus ungefährlicher als eine Waffensprengung.

Bei zuschießenden Waffen wie der Ingram Model 10 kann es bei Beschädigung des Verschlusses dazu kommen, dann die Patronenanstoßnase, das Zündhütchen sehr empfindlicher Munition berühr und dabei stark genug quetsche, dass die Patronen zündet.

Unkorrekte Schusszahl bei Feuerstoß

Bei einer unkorrekten Schusszahl bei einem Feuerstoß (eng. burst failure) wird entweder ein Schuss zu viel oder ein Schuss zu wenig aus einer Waffe mit mechanisiertem Feuerstoß angegeben. Die häufigste Ursache besteht darin, dass eine Abzugsgruppe mit einfachem Aufbau ihren Schusszähler nicht zurückstellt, wenn zwischenzeitlich auf Einzelfeuer gewechselt wird oder der Munitionsvorrat zuneige geht. Bei Waffen mit extrem hoher Feuergeschwindigkeit kann es jedoch auch passieren, dass durch verschleiß oder den Einsatz falscher Schmiermittel die Mechanik nicht richtig greift.

Das russische Hyperburst Sturmgewehr AN-94 besitzt eine Kombination aus extrem hoher Schussfolge und extrem kleinen Teilen, welche über sehr geringe Abstützflächen verfügen. Diese Kombination kann dazu führen, dass sich neben den zwei Schuss im Hyperburst auch noch ein dritter regulärer Schuss löst, als wäre die Waffe auf Dauerfeuer eingestellt. Deutlich simpler dagegen ist die Abzugsgruppe des M16A2 und das M4 Karabiner (nicht A1 Version) gestaltet, welche über einen 3-Schuss-Feuerstoß verfügt. Um diesen möglichst einfach und störunanfällig halten zu können, wurde auf ein Rückstellfunktion verzichtet, zudem zählt er bei Einzelfeuer weiter mit. Gibt also ein Schütze einen vollen 3-Schuss-Feuerstoß ab, stellt die Waffe auf Einzelfeuer um, gibt dabei einen Schuss ab, stellt dann zurück auf 3-Schuss-Feuerstoß und krümmt den Abzug ab, werden sich keine 3, sondern nur 2 Schüsse lösen. Der Feuerstoß fällt kürzer aus als erwartet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Ladehemmung im eigentlichen Sinne und die meisten US-Soldaten wird diese Eigenschaft der Waffe nahe gebracht. Dies hielt jedoch eine Prüfkommission für den M4 Karabiner, welcher im Zuge dies Irak-Krieges einige Probleme zeigte, nicht davon ab, diesem jeden unvollständigen Burst als Ladehemmung einzutragen. Wodurch der M4 statistisch deutlich schlechter abschnitt als seine damaligen Konkurrenten XM8, SCAR-L und HK416.

Unbeabsichtigtes Dauerfeuer

Bei unbeabsichtigtem Dauerfeuer (eng. accidental fullauto) handelt es sich um eine Funktionsstörungen, bei welches eine Waffe zwar ordnungsgemäß repetiert, sich jedoch unbeabsichtigt zu viele Schüssen lösen. Die häufigste Form ist das Versagen eines Schussbegrenzers, wie dieser meist in Abzugsgruppen mit mechanisiertem 3-Schuss-Feuerstoß verbaut ist. Durch verschließ oder nicht sachgemäßen Zusammenbau, kann es hier dazu kommen, dass mehr als die vorgesehenen zwei oder drei Schüsse abgegeben werden. Es kann jedoch auch bei Waffen zur unbeabsichtigten Abgabe von Dauerfeuer kommen, welche als reine Selbstlader ausgeführt sind. Häufig wird in solchen Fällen behauptet, dass ein Versagen oder Verschleiß des Selbstladeunterbrechers dafür verantwortlich sei, dies hat jedoch in der Regel lediglich einen schlappen Hammer (eng. Hammer Follow) zur Folge. Viel eher betätigt sich ein ein Element unabsichtlich als Schnellfeuerunterbrecher.

Der italienische englischsprachige YouTuber Backyard Ballistics stelle fest, dass seine Glock 17 immer wieder unbeabsichtigt Dauerfeuer schoss. Ursache war eine kleiner Feder, welche in den Schacht der Zündstiftsicherung gelangt war, wo diese sich als Verschlussfühler betätigte. Die kleine Feder drückte auf den Abzugsstollen, was ein Absenken dieses Elements zur Folge hatte. Durch dieses Absenken, wurde der gespannte Zündstift freigegeben, und zwar genau jedes Mal, wenn der Schlitten erneut seine vorderste Position erreichte. Die kleine verlaufene Feder arbeitete fast wie in vollwertiger Schnellfeuerunterbrecher.

Magazinentleerung

Bei einer Magazinentleerung, welche sich jedoch auch auf Gurtwaffen erstreckt, (eng. Runaway Gun) handelt es sich um eine Fehlfunktion, bei welcher die Waffe den Feuerzyklus nicht unterbricht, selbst wenn der Schütze den Abzug frei gibt. Primär sind hier zu schießende Waffen mit offener Verschlussstellung betroffen, da diese darauf angewiesen sind, den Verschluss in der hintersten Position fang und festhalten zu können, um das Feuer einzustellen. Ist die Verschlusshaltenase oder ein entsprechender Abzugsstollen mit Fangnase verschlissen, beschädigt oder nicht vorhanden, ist ein fangen des Verschlusses nicht mehr möglich. Auch aufschießende Waffen mit geschlossener Verschlussstellung können eine unbeabsichtigte Magazinentleerung erleiden, hier sind die Ursachen jedoch komplexer und oft in einer unsachgemäß zusammengesetzt Abzugsgruppe zu suchen.

Als die US-Navy SEALs ihre ersten HK MP5 in der Navy-Version erhielten, hatten diese noch Abzugsgruppen mit den Einstellungen Sicher, Einzelfeuer, 3-Schuss-Feuerstoß und Dauerfeuer. Als diese Abzugsgruppen von nicht ausreichend eingewiesene Personal zerlegt und wieder zusammengesetzt wurde, schossen einige Waffen nicht wieder anhaltbares Dauerfeuer. Je nach Version der Geschichte entweder nach der ersten Schussabgabe oder bereits nach dem ersten Durchladen. Dabei kam es zu schweren Unfällen, worauf die Führung zunächst das Zerlegen der S-1-3-A Abzugsgruppe nur noch Speziell geschultem Personal erlaubten. Langfristig sonderten die Navy SEALs alle Abzugsgruppe mit mechanisiertem Feuerstoß aus und bestellten S-1-A Gruppen bei Hecker & Koch.

Grundlagen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

24 Juni 2025

Die Geschichte der NATO Bremse im MG3 der Bundeswehr

Da in letzter Zeit vermehrt Fragen rund um die NATO-Bremse im deutschen Maschinengewehr MG3 aufgekommen sind, dachte ich mir, das dies doch ein guter Zeitpunkt wäre dessen Gesichte und Technik in einem Beitrag einfach und leicht verständlich zusammen zufassen.

Das Maschinengewehr MG3 der deutschen Bundeswehr hat eindeutige Ähnlichkeiten mit dem MG42 der Wehrmacht. Kein Wunder, denn das MG3 doch auch eine Rückentwicklung des MG42, dessen Pläne nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen waren. Aus diesem Grund musste der neue Hersteller, die Rheinmetall AG, ein MG42 analysieren und auf dieser Grundlade neue Konstruktionspläne entwickeln.

Das MG3 hat aber nun eine niedrigere Kadenz (Feuergeschwindigkeit) als das MG42, was Jedem sofort klar sein sollte, denn die neue Patrone 7,62x51mm NATO hat sowohl weniger Rückstoß und als auch einen geringeren Gasdruck als die 7,92x57mm IS. 

Einige Leute mit deutlich weniger Fachkunde konnten sich diese Reduktion jedoch nicht so einfach erklären und so wurde das Gerücht einer NATO Bremse (nur echt mit Leerzeichen) in die Welt gesetzt. Aber diese Bremse muss ja auch irgendwo sein also wurde immer wieder andere Teile vermeidlich als diese identifiziert. 

Diese Teile mussten natürlich neu sein, durften also im MG42 nicht vorhanden sein, sonst würde ja die Theorie noch weniger stichhaltig sein, als diese ohnehin schon war.

Die Rückstellfeder für den Transporthebel im Deckel: Damit man bei schließen des Deckels, bei vorderer Verschlussstellung diesen nicht mehr beschädigen kann, hat das MG3 einen Feder im Deckel, welche den Transporthebel immer in der gleichen Position hält. Einige sind tatsächlich der Meinung, dass diese Feder genug Widerstand aufbringt, um die Kadenz der MG3 zu reduzieren. Wer jedoch auch nur eine grobe Vorstellung von den Kräften in einer Waffe hat weiß, das eine Feder, welche man per Hand komprimieren kann, nicht in der Lage ist, die Kandez zu senken.

Die Auswerferstange: Noch seltsamer ist die Behauptung ein kleines Blech im Verschluss würde die Kadenz senken können. In manchen Formen der Legende kann man dieses Blech auch einfach abbrechen oder weglassen, um die Feuergeschwindigkeit wieder zu erhöhen. Fragt man nach dem Namen, der Nummer oder der Form und dem Ort dieses Bleches kommt oft heraus, dass hier die Auswerferstange gemeint ist. Diese Stange hat jedoch eine ganz andere Aufgabe und zwar den Auswerfer anzustoßen, sobald der Verschluss soweit nach hinten gelaufen ist, dass er das Auswurfsfenster im Boden der Waffe freigegeben hat. Ein Weglassen dieses Bauteils würde eher zu Auswurfshemmungen führen als zu einer höheren Kadenz.

Die Verschlusssperre des MG3
ist nicht die NATO-Bremse
Die Verschlusssperre: Da die beiden oberen Versionen des Gerüchts recht einfach zu widerlegen sind, hat sich die "Nate Bremsen Theorie" ein wenig angepasst und behauptet nun eine neue Feder im inneren des Verschlusses würde die Kadenz reduzieren.

Dabei ist jedoch bereits die Prämisse falsch, denn diese Feder ist gar nicht neu. Es gab sie bereits für das MG42. Die Sonderkommission Infanteriewaffen listet die Entwicklung in Gruppe II Vorhaben 1. auf, nennt die Verschlusssperre jedoch noch "Zwangsjacke"¹. Dabei handelte es sich schlicht um eine Verschlusssperre in Form einer Nachschlagmasse, zur Verhinderung von Verschlussrückprall. Einige MG42 wurden ab 1944 mit der "Zwangsjacke" ausgeliefert sowie nachgerüstet. Als jedoch die Munition der Wahrmacht auf Stahlhülsen umgestellt wurde, welche eine höhere S-Stecke ausweisen, wurde die Zwangsjacke überflüssig und aus Kostengründen nicht mehr verbaut.

Erst als der westdeutsche Bundesgrenzschutz das MG42, wieder einführte und wieder Messingmunition verschoss, wurden neu gefertigte Verschlusssperren durchgehend nachgerüstet. Bei neugefertigten MG1 für die Bundeswehr, war die Verschlusssperre dann Serienmäßig vorhanden.

Soldat und Technik Ausgabe 11, 1961
Das Gerücht wurde bereits 1961 durch die Zeitschrift Soldat und Technik in der Aufgabe 11 vom November 1961 auf Seite 604 widerlegt.

Aber last mich mal kurz erklären, was den eine Nachschlagmasse so macht, wenn sie schon nicht die Aufgabe hat, die Kadenz zu verringern.

Das MG3 ist eine zuschießende Waffe, bedeutet der Verschluss findet sich hinten in der Waffe und wird von der Abzugsgruppe gegen die Schließfeder gehalten. Krümmt der Soldat den Abzug ab, so senkt sich die Verschlusshaltenase, worauf der Verschluss freigegeben wird. Dieser wird nun von der Schließfeder nach vorne getrieben. Dabei wird der gesamte Verschluss mit allen Teilen beschleunigt und erhält so einen Bewegungsimpuls. Zu diesen Teilen gehört auch das Gewicht der Verschlusssperre, die sogenannte Nachschlagmasse, diese ist gefedert gelagert, die Feder wird zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht komprimiert. Beim Vorlauf entnimmt die Zuführnase eine Patrone aus dem Patronengurt und beginnt damit, diese in die Patronenlager einzuführen. Erreicht der Verschluss das Verriegelungsstück, prallt er mit seiner Stirnfläche darauf. Bei diesem aufeinandertreffen von Stahl auf Stahl, kommt es zu einem ähnlichen Effekt, wie bei einem Schmied, welcher mit seinem Hammer auf einen Ambos schlägt. Der Verschluss kann vom Verriegelungsstück abprallen. Da das MG42 ein Vorlaufzünder ist, kann es sein, dass kurz vor dem Rückprall das Zündhütchen der Patrone bereits abgeschlagen wurde und die Zündung einsetzt. Durch den Rückprall und den dadurch verursachen minimalen Rücklauf des Verschlusses, befinden sich die Verriegelungsrollen jedoch nicht vollständig in den Rollentaschen und sind dadurch nicht vollständig verriegelt. Die Folge ist, dass sich Patronenhülse von den Pulvergasen, wie ein Hohlkolben, nach hinten gedrückt wird und viel zu schnell, bei noch zu hohem Druck im Rohr, sich nach hinten aus dem Patronenlager herausgeschoben wird, da sie nicht vom Verschluss abgestützt wird. Da auch die Abstützung durch das Patronenlager im hinteren Teil der ausfahrenden Hülse nicht mehr gegeben ist, reißt das Messing im hinteren Teil der Hülse und Pulvergase gelangen ins Waffengehäuse, wo sie Teile der Waffen beschädigen können. Stahlhülse dagegen reißen deutlich weniger schnell.

Die Nachschlagmasse des MG3
Eine Nachschlagmasse setzt genau zu dem Zeitpunkt an, in dem der Verschluss auf das Verriegelungsstück trifft. Der Verschluss kommt bei Aufprall zunächst zum halten und gibt seinen Bewegungsimpuls an das Verriegelungsstück ab. Die gefedert gelagerte Nachschlagmasse im Verschluss bewegt sich durch ihr Beharrungsvermögen jedoch weiter nach vorne, dabei wird zunächst die Feder komprimiert, wo bei schon ein Teil dieser Beharrungsbewegung auf den Verschluss übertragen wird. Stößt die Nachschlagmasse dann gegen ihr Gegenstück wird, mit zeitlicher Verzögerung, dem Verschluss genau zu dem Zeitpunkt ein weiterer mechanischer Stoß versetzt, in welcher er sonst zurückprallen würde. Der Schlag der Nachschlagmasse auf der einen Seite, sowie die Abprallkraft auf der anderen Seite haben sich so gegenseitig auf, der Verschluss bleibt in Ruhe in der vordersten Position, worauf die Rollen in ihren Rollentaschen verbleiben und die Waffe sicher verriegeln.  

Eine ausführliche Analyse gibt Peter Dannecker in Verschlusssystem von Feuerwaffen Auflage. 4 auf Seite 365.

So ich hoffe, ich konnte diesen Nato-Bremsen Blödsinn auch fürs Internet widerlegen, denn in der seriösen Fachliteratur ist dies bereits schon 1961 passiert.

¹Sturmgewehr 44 Vorgänger, Entwicklung und Fertigung der revolutionärsten Infanteriewaffev von Dieter Handrich Seite 279 

²Nur echt mit Leerzeichen

19 Dezember 2024

Die unfassbare Welt der Rückstoßleugner oder Isaac Newton rotiert im Grabe

Ich hatte ihnen im letzten Beitrag erklärt dass Gasdruckleugnung so ziemlich das dümmste ist, dass ein bildungsferner Hobbyschütz so von sich geben kann. Da hab ich mich leider vertan, denn es gibt noch etwas deutlich fragwürdigeres und zwar so ziemlich das genaue Gegenteil, die Rückstoßleugnung.

Ihr habt tatsächlich richtig gehört, es gibt tatsächlich Endbenutzer wie Sportschützen die genau das leugnen, was jedes Kind im Kindergarten auf einem Rollbrett mit einem Medizinball einfach ausprobieren kann. Oder ein Erwachsener auf einem Bürostuhl mit einem Sixpack Mineralwasser.

Da es sich bei Rückstoßleugnung um derart unwissenschaftlichen Schrott handelt, kann man diesen gleich mit mehreren physikalischen Gesetzen und Formeln begegnen aber legen wir los, wären Isaac Newton um Grab rotiert.

Eine Verschwörungserzählung?

Vertreten wird diese Idee vor allem von Laien, Endbenutzern und Betroffenen des Gunning-Kruger-Effekts und erfüllt keine nachvollziehbare Funktion. Denn durch die Leugnen des Rückstoßes in der Feuerwaffe erreicht der Gläubige meist keine Vorteile. Das einzig denkbare Szenario wäre, dass Jemand aus bloßer Unwissenheit eine solche Behauptung aufstellt und danach versucht diese zu verteidigen, um keinen persönliche Fehler eingestehen zu müssen. Es handelt sich demnach also nicht um eine Verschwörungserzählung.

Rückstoßleugnung ist theoretisch das genaue Gegenteil von Gasdruckleugnung. Jedoch sind einige Leugner so ungebildet, dass sie deswegen zu Rückstoßleugnern werden, da sie die physikalischen Größen Rückstoß und Gasdruck nicht zu unterscheiden in der Lage sind.

Newtonsche Physik

Rückstoß würde erstmals vom englischen Physiker Isaac Newton erforscht. Dabei konnte er das Phänomen jedoch noch nicht beweisen und stelle deswegen folgendes Axiom auf:

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem: sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes contrarias dirigi.

Für jede (semper) Bewegung (actiones) eines Körpers (corporum) gibt es eine entsprechende Gegenreaktion (reactionem).

Rückstoßleuger sind jedoch der Ansicht, dass dieses Axiom nicht auf die Funktion von Feuerwaffen anzuwenden sei, obwohl mit dem Geschoss eindeutig ein physikalischer Körper in eine starke Bewegung versetzt wird. Bei den meisten Schusswaffen, ist der Rückstoß als Rückschlag deutlich spürbar.

Beachtet man dieses grundliegende Axiom der physikalischen Mechanik entsprechend nicht, so wird die komplette Wissenschaft der Bewegung, die Kinetik, unberechenbar. Rückstoßleugner haben jedoch meist keine oder nur sehr unzureichende Kenntnisse der Physik im speziellen und der Wissenschaft im allgemeinen.

Experiment

Um den Rückstoß im realen Leben nachvollziehen zu können setzt man sich einfach auf einen Bürostuhl und wirft einen schweren Gegenstand von sich. Man wird erleben, dass man mit dem Bürostuhl nach hinten rollt. Alternativ bieten sich auch Einkaufswagen oder Rollbretter für dieses Experiment an. Zu beachten ist jedoch, dass die Rollen dieser Körper einen, wenn auch geringen, Reibungswiderstand aufweisen.

Thermodynamik

Was Newton nicht gelang, glückte der Wissenschaft der Thermodynamik. Aus dem Ersten Hauptsatz, betreffend die Energiebilanz in einem geschlossenen System, lässt sich der Rückstoß als eine Form des inneren Ruhezustandes ableiten:

ΔU = Q - W

Betrachtet man eine Feuerwaffe als ein geschlossenes System, so kann ohne Zufuhr von äußerer Energie (Q) keine Bewegung (W) stattfinden. Die innere Energie (ΔU) kann das System als ganzes nicht Bewegen.

Das System einer einfachen Feuerwaffe umfasst Rohr, Treibladung und Geschoss. Zündet nun die Treibladung, wird ein Teil der inneren (chemischen) Energie (ΔU) in kinetische Bewegungsenergie des Geschosses umgewandelt. Gemäß dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik (ΔU = Q - W) ist eine Bewegung (W) im Geschlossenen System nicht möglich, die Bewegung des Geschosses hätte jedoch eine Verlagerung des Schwerpunktes des System zur Folge. Bewegt sich aber nun nicht nur das Geschoss nach vorne, sondern auch der Rohr nach hinten, so kann der Schwerpunkt des Gesamtsystem in Ruhe blieben. Dabei ist zu beachten, das Rohr, Treibladung (nun in der Form von Triebgasen) und Geschoss zum System gehören und damit einen gemeinsamen Schwerpunkt besitzen, auch wenn kein direkter Kontakt mehr besteht. Da das Geschoss für gewöhnlich sehr viel leichter ist als das Rohr, kann sich das Geschoss schneller und weiter nach vorne bewegen, als dies das Rohr tun muss, um den gemeinsamen Massenschwerpunkt unbewegt zu lassen.

Energieerhaltungssatz

Der Energieerhaltungssagt der Physik besagt, dass Energie weder erschaffen noch vernichtet werden kann, stattdessen wird Energie immer in andere Formen überführt. Zudem wissen wir dank Issac Newton, dass hinter jeder Bewegung eine Kraft stecken muss. Unterstellt man Gasdruck für die Bewegung eines Körper verantwortlich zu sein, so muss die Energie, welche den Köper in Bewegung gesetzt hat, dem Druck verloren gehen. Dieser Energieverlust eines fluiden Druckkörpers macht sich in der Pneumatik durch Volumengewinn bemerkbar, der Druckraum vergrößert sich und der Druckkorpus verliert seine Spannenergie. Dabei gilt die Formel der allgemeinen Gasgleichung:

p = (k*N*T) / V

Druck (p) ist gleich Gaskonstante (k) mal Stoffmenge (N) mal Temperatur (T) geteilt durch Volumen V), da wir durch das Volumen (V) teilen bedeutet mehr Volumen (V) gleich weniger Druck (p).

Als Beispiel nehme man einen hydraulischen Arbeitszylinder, welcher ein Gewicht verschieben soll. In den Arbeitszylinder wird Öl gepresst, welches die Stoffmenge N erhöht und damit den Druck (p) im Zylinder, es entsteht Spannenergie. Dieser Druck ist in der Lage, an der Kolbenstirn Arbeit zu verrichten und das damit verbundene Gewicht zu bewegen, die vorige Spannenergie wird in kinetische Energie umgewandelt. Durch den bei dieser Arbeit entstehenden Volumengewinn (V+), im inneren des Arbeitszylinders, geht den Druckkörper Spannenergie verloren. Diese Energie wurde jedoch nicht vernichtet, sondern wurde in kinetische Energie von Kolben und Gewicht umgewandelt.

Bei Waffen, welche als direkte oder indirekte Gasdrucklader aufgeführt sind, kommt es bei der Betätigung der Antriebselemente zu einem Volumengewinn in einem Kolbensystem. Durch diesen Volumengewinn und der damit nachgewiesenen Umwandlung von Spannenergie in kinetische Energie, ist durch den Energieerhaltungssatz in Verbindung mit der allgemeinen Gasgleichung bewiesen, dass der Gasdruck für den Antrieb folgender Antriebselemente verantwortlich ist:

  • Bei direkten Gasdruckladern mit festem Lauf (auch Rückdrucklader genannt) wird die Patronenhülse wie ein Hohlkolben nach hinten aus dem Patronenlager geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach hinten, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei direkten Gasdruckladern mit nach vorne beweglichem Lauf (auch Vordrucklader genannt) wird der Lauf nach vorne geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach vorne, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Schützen (AK-47), kommt es durch die Rückwärtsbewegung des Antriebskloben im Arbeitszylinder zu einer Volumenvergrößerung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Geschossaustritts (Bang-System), kommt es durch das nachvornegleiten des Ringkolbens zu einer Volumenvergrößerung in dessen Arbeitsrichtung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gasaufleitung auf den Verschlussträger, kommt es durch das zurückgleiten des Verschlussträgers zu einer Volumenerweiterung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gaseinleitung (AR-15 System), kommt es beim auseinanderschieben von Verschlussträger und Verschluss zu einer Volumenvergrößerung zwischen den beiden Verschlussteilen.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Rohrhub, kommt es beim zurückgleiten des Rohres in der Mündungsstaudüse, zu einem Volumengewinn.

Bei Rückstoßladern, sieht es jedoch anders aus. Hier kommt es zu keiner Vergrößerung eines Volumens in Antriebsrichtung. Dem Gasdruck kann hier demnach nicht unterstellt werden, er sein für die Bewegung der Waffe oder für die Bewegung einer Koppelgruppe verantwortlich. Würde man dem Gasdruck trotzdem unterstellen, für eine solche Bewegung verantwortlich zu sein, ohne das diesem Spannenergie abhanden kommt, so würde man dem Energieerhaltungssatz widersprechen und einfach Energie erfinden. Man würde den Boden der Wissenschaft verlassen.

  • Bei Rückstoßladern mit beweglicher Kolbenplatte, kommt es zu keinem Volumengewinn beim Eindrücken der Kolbenplatte. Es herrscht bei einem abgestützten Abfeuern der Waffe von der Schulter und einem nicht abgestützten abfeuern aus der Hüfte der selbe Gasdruck. Dieser kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein, da die Waffe nur im erstgenannten Fall repetiert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der Kolbenplatte keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement (Mauser M1916), kommt es beim der Bewegung des beharrenden Elementes zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Wird die Waffe gegen eine unbewegliche Wand abgestützt, so ist die Waffe nicht in der Lage zu repetieren, obwohl der Gasdruck seine Wirkung nicht ändert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Entriegelungselements keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Verschlussträger (Benelli M3), kommt es beim der Bewegung des Verschlussträgers und dem spannen der Feder zwischen Verschlusskopf und beharrendem Verschlussträger zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Die Waffe ist zwar auf Druck angewiesen, jedoch auf den Federdruck zwischen den Verschlussteilen und nicht auf den Gasdruck. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlussträgers keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßlader mit beharrendem Verschlusskopf (Sjörgen Schrotflinte), kommt es weder bei der Aufnahme von kinetischer Energie durch den Verschlusskopf noch bei der anschließenden, durch dessen Beharrungsvermögen bewerkstelligter, Öffnung, zu einem Volumengewinn in Funktionsrichtung. Eine Sjörgen Schrotflinte wird repetierunfähig, wenn man diese an eine unbewegliche Wand abgestützt abfeuert, obwohl dies den Gasdruck nicht beeinflusst. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlusskopfes keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit lang und kurz zurückgeleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen, kommt es im Lauf zu keiner Volumenvergrößerung in Funktionsrichtung, da die Patronenhülse, bis zur Entriegelung, an ihrem Platzgehalten wird. Zudem ist der Lauf mit dem Stoßboden formschlüssig statisch verbunden und so kann die Brennkammer, durch ein vorgleiten des Laufes, ebenfalls nicht nach vorne erweitert werden. Da bei gleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen ohne Mündungsstausysteme (zb. Mündungsstaudüse), kein Volumengewinn verzeichnet werden kann, kann dem Gasdruck aus wissenschaftlicher Sicht mit Bezug auf den Energieerhaltungssatz, nicht empirisch adäquat unterstellt werden, die Bewegung von Lauf-Verschluss-Koppelgruppen zu verursachen.

Es bleibt jedoch wichtig zu erwähnen, dass die meisten Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitender Lauf-Koppel-Gruppe nach der Entriegelung, welche bereits nach wenigen Millisekunden eintreten kann, den Verschlussantrieb als Gasdrucklader bewerkstelligen, wobei es dann, durch das rückwärtige herausdrücken der Patronenhülse, zu einem beweisfähigen Volumengewinn kommt. Ähnliches gilt für Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement.

Boot Beispiel

Als Experiment stelle man sich zwei Boote vor, welche auf einem See schwimmen. In jedem der Boote steht einer von zwei Zwillingen genau auf der Mittelbank, beide Brüder sind mit 80 kg genau gleich schwer und haben auch die gleiche Körperkraft von 80 kg. Der erste Bruder stemmt seine Füße gegen die Mittelbank und seine Arme gegen die Heckwand des Bootes und spannt nun seinen Körper an. Dabei wirkt eine Kraft von etwa 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun ist logischerweise zu beobachten, dass sich das Boot des ersten Bruders nicht bewegt.

Der Zweite Bruder aber macht etwas ganz anderes, der stützt auch zwar auch mit seinen beiden Füßen auf der Mittelbank ab aber spring stattdessen ans Ufer. Da der zweite Bruder etwa 80 Kilo schwer ist, wirkt auch bei seinem Boot eine Kraft von 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun bewegt sich das Boot vom zweiten Bruder.

Lösung

Der Grund, warum sich das Boot vom ersten Bruder nicht bewegt ist ein geschlossener Kräftekreislauf. Die Kraft aus den Beinen des ersten Bruders übertragen sich auf die Mittelbank des Booten, auf den Rumpf des Bootes, vom Rumpf auf das Heck, vom Heck in die Arme des Bruders und über den Körper wieder auf die Beine. Es ist keine Bewegung möglich, da sich die Kräfte im Gleichgewicht befinden. Das Ganze ist in etwa vergleichbar mit einem quengeligen Kind auf dem Rücksitz eines Autos auf einer langen Autobahnfahrt, welches seine Füße gegen den Vordersitz stemmt im Glauben, es könnte das Auto dadurch schneller nach vorne schieben und so schneller ankommen.

Der Zweite Bruder jedoch, welcher von Boot ans Ufer springt ist nach Newton die eine bewegte (actiones) Masse (corporum), welche der Masse des Bootes (duorum) eine Reaktion (reactionem) gibt oder in den Worten der Thermodynamik ist der zweite Bruder ein Teil des Gesamtsystems, welches den gemeinsamen Masseschwerpunkt gefährdet und zwar dadurch das Boot zu einer Bewegung in entgegengesetzter Richtung, wodurch der Gemeinsame Masseschwerpunkt gehalten werden kann.

Rückstoß auch bei nicht-Feuerwaffen

Eines der deutlichsten Belege für den Rückstoß in Waffen sind sowohl die Armbrust als auch Schienenkanonen, Railguns oder Gaus-Gewehrs. Armbrüste haben eindeutig keinen Gasdruck, weisen jedoch meist einen deutlich spürbaren Rückschlag auf. Das Gleich gilt für Schienenkanonen, welche ihre Geschosse mit Hilfe von Feldkräften in Form von Magnetfeldern antreiben und deswegen auf Treibgase verzichten können.

Zudem wird eine schlüssige Erklärung der russischen Pistole PSS erschwert, da bei dieser die Pulvergase in der Patronenhülse zurückgehalten werden.

Rückstoß bei Krummlaufwaffen

Rückstoß und Rückdruck wirken,
bei Waffen mit krummen Läufen,
in unterschiedliche Richtungen.

Bei keiner anderen Waffenart oder Waffenzubehör ist der Unterscheid zwischen Rückstoß und Rückdruck deutlicher als bei Waffen mit krummen Läufen oder Krummlaufaufsätzen, wie dem Vorsatz P für das Sturmgewehr 44. Durch den krummen Lauf, verlässt das Geschoss die Waffe seitlich, wodurch auch der Rückstoß final seitlich auf die Waffe wirkt. Ein Stg.44 mit Vorsatz P schlägt nicht nach hinten, in Richtung der Kolbenplatte, sondern, je nach Ausrichtung der Laufmündung, zur Seite oder nach oben. Folglich wirkt der Rückstoß hier entgegen dem Geschossaustritt. Der Rückdruck hingegen wirkt nach wie vor auf den Stoßboden der Waffe.

Gäb es keinen Rückstoß, sondern nur Rückdruck, würde ein Stg.44 mit Aufsatz P oder eine Waffe mit gekrümmten Lauf nicht seitlich ausschlagen sondern, wie eine Waffe mit gerade Lauf, gerade nach hinten laufen.

Rückstoß bei Filmwaffen

Von Rückstoßleugern wirf oft bedeutet, dass der Gasdruck für die Repetierfunktion von Rückstoßladern verantwortlich sei. Dies lässt sich jedoch deutlich anhand von Filmwaffen widerlegen. In einer Beretta 92 oder einer P.38 kann man beliebig starke Platzpatronen verwenden, ohne das eine Repetierfunktion einsetzt. Die als Rückstoßlader ausgeführten Waffen, benötigen zwingend eine Geschossbewegung, um ihre Lauf-Verschluss-Koppelgruppen nach hinten zu bewegen. Aus diesem Grund werden Filmwaffen, welche ursprünglich als Rückstoßlader ausgeführt waren, an ihren Verriegelungselementen so manipuliert, dass sie nicht mehr formschlüssig-statisch sondern kraftschlüssig-dynamisch verriegeln. Somit ist der Gasdruck in der Lage, den Verschluss der Waffe zu öffnen.

Aufgabe zur Unterscheidung von Rückstoß und Gasdruck

Hellgrau: Gehäuse, lagert die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe gefedert

Dunkelrot: Verschluss, schließt den Lauf nach hinten ab

Grün: Sperrriegel, verbindet den Verschluss mit dem Lauf und stellt einen Formschluss her

Dunkelgrau: Unverbranntes Treibmittel

Hellrot: Gasdruck, wirkt auf alle angrenzenden Flächen gleich ihrer Oberfläche

Dunkelpetrol: Lauf, ist über den Sperrriegel mit dem Verschluss verbunden

Orange: Geschoss/Pfropfen verschließt den Lauf temporär bei Fig.1 und dauerhaft bei Fig. 2 - 5

Pink: Sperrt die Pfropfen bei Fig. 2 - 5 mit dem Lauf und stellt so einen Formschluss her

In dieser Grafik seht man fünf Systeme, von Figur 1 bis Figur 5. Zu den jeweiligen Figur gibt es zusätzlich immer eine Zeitangabe, bezeichnet mit englisch time. Dabei hat die erste Figur die Besonderheit, dass sie an vier unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt wird. Die Figuren 2 bis 5 hingegen werden nur in jeweils einem Zeitpunkt dargestellt.

Die Aufgabe ist nun zu ergründen, warum sich Fig.1 time 1 und Fig.2 time 1 sowie Fig.1 time 2 und Fig.3 time 1 in der jeweils ersten und zweiten Reihe noch ähneln aber schon Fig.1 time 3 und Fig.4 time 1 bereits unterscheiden.

In der dritten Reihe haben sich bei Fig.1 time 3 Lauf (dunkel petrol) und Verschluss (rot) gemeinsam nach hinten bewegt, wohingegen diese Bewegung bei Fig.4 time 1 nicht zu beobachten ist. Dabei wirkt bei beiden Grafiken, der selbe Gasdruck (Pfeile mit weißen Spitzen) auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) als auch auf das den Lauf (dunkel Petrol) zu diesem Zeitpunkt abschließende Element (orange).

Lösung

Der Unterschied liegt in der Bewegung des Geschosses. Bei Fig. 1 bewegt sich das Geschoss zwischen den Zeitpunkten time 3 und time 4. Nur durch diese Geschossbewegung kann eine Gegenreaktion entstehen, welche in der Lage ist, die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe nach hinten zu bewegen.

Bei den Figuren Fig. 2 bis Fig. 5 findet eine Bewegung der Pfropfen (orange) nicht statt, da dieser durch die Sperren (pink) mit dem Lauf (petrol) verbunden sind. Die Pulvergase wirken zwar auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) aber auch auf den Pfropfen (orange), beide Kräfte heben sich gegenseitig auf und es kann keine Bewegung der Koppelgruppe, weder nach hinten noch nach vorne stattfinden. Der Kräftekreislauf ist geschlossen.

Das Raketenproblem

Rückstoßleuger müssen annehmen, dass sich die dritte Rakete rückwärts bewegt

Rückstoßleugner haben erhebliche Probleme, den Flug einer einfachen Rakete zu belegen. Da Rückstoß in diesem Weltbild wegfällt, muss auf den Druck als Erklärung ausgewichen werden.

Sehen wir uns eine einfache Rakete mit einem großen Treibstofftank an. Dort könnte ein Mensch, mit mangelnder Bildung, auf die Idee kommen, dass die Rakete von eben jenem Druck angetrieben wird, welcher im inneren des Treibstofftankes wirkt. Die Beaufschlage Fläche wäre demnach die Oberfläche des noch nicht verbrannten Treibstoffes. Der Druck würde nach dieser fragwürdigen Erklärung die Rakete nach oben drücken.

Problematisch wird es jedoch, wenn der Treibstoff nicht mehr in einem großen Tank untergebracht ist, sondern, wie bei einigen Langstreckenraketen, gefaltet. Hier wirkt der Druck zunächst in Flugrichtung, wenn auch auf eine kleinere Fläche. Bei der Überwindung der Faltkurve, wirkt der Druck jedoch entgegen der Flugrichtung. Ginge man nach einem Weltbild, in welches es keinen Rückstoß gäbe, so müsste die Rakete jetzt kehrt machen und in die entgegengesetzt Richtung mit dem Leitwerk voraus fliegen.

Da Langstreckenraketen mit gefalteten Treibstofftanks jedoch nicht im Flug einfach umkehren, ist davon auszugehen, dass sowohl Rückstoß als auch der Impulserhaltungssatz Teil unsere Realität sind.

Nur die unmodifizierte Rakete erhält einen Bewegungsimpuls i.

Noch schwieriger für Rückstoßleugner ist die Erklärung der Bewegung einer Rakete, dessen Düsenaustritt unten mit einer Platte verstehen ist, welche mit etwas Abstand an der Rakete befestigt wurde. Diese Konstruktion, mit Ähnlichkeiten zur Mündungsbremse einer Feuerwaffe, verhindert, dass die Treibgase einen nach unten gerichteten Triebstahl erzeugen. Stattdessen breiten sich die Treibgase seitlich aus.

Obwohl bei einer nicht modifizierten Rakete, als auch bei einer derart umgebauten Rakete, im Treibstofftank der gleiche Druck Fp (Force Pressure) auf den unverbrannten Treibstoff wirkt, bewegt sich nur die modifizierte Rakete. Dieses Beobachtung kann ein Rückstoßleuger nicht erklären.

Lösungen

Die Bewegung von Raketen mit gefalteten Treibstofftanks, lässt sich sowohl anhand des zweiten Teils des dritten newtonschen Axioms, als auch anhand des Impulserhaltungssatzes erklären.

Rückstoß

Der Rückstoß R erzeugt den Impuls i der Rakete

Nach Newton erzeugt das abschleudern einer Teilmasse von einer größeren Hauptmasse eine als Rückstoß bezeichnete Gegenreaktion, welche in entgegengesetzter Richtung zur Abschleuderung, auf die Hauptmasse wirkt. Die Verbrennung des Treibstoffes erzeugt zwar Druck aber dieser wird nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist, dass die Verbrennungsgase die Rakete nach hinten verlassen. Dabei stellen die Gase die abgeschleuderte Teilmasse dar, während der Rest der Rakete die Hauptmasse bildet. Als Hauptmasse erfährt die Rakete die Rückstoßkraft, welche diese in die entgegengesetzt Richtung zur Ausstoßdüse beschleunigt.

Bei der mit einer Platte modifizierten Rakete wirken zwei entgegengesetzt Rückstoßkräfte, welche sich gegenseitig aufheben. Es herrscht ein Kräftegleichgewicht, die Rakete bleibt in Ruhe.

Impulserhaltungssatz

Rakete Impulserhaltung FiN fixpunkt

Der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx aus Rakete und Treibstoff bleibt unbewegt.

Nach dem Impulserhaltungssatz bleibt der Impuls eines Systems immer gleiche, dieses System umfasst im Fall der Rakete: Die Rakete selber als auch den Treibstoff. Beide besitzen den gemeinsamen Masseschwerpunkt ∑mx, nach dem Impulserhaltungssatz, kann sich dieser gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx nicht bewegen, ohne das ein Kraft von außen auf das System einwirkt.

Zündet der Treibstoff in der Rakete, so entsteht im Inneren Druck, dieser wird jedoch nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist das austreten eines Teil des Treibstoffes, nun in Gasform, aus der Düse der Rakete. Dabei wandert ein Teil des Gesamtgewichtes in eine Richtung, da jedoch der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx unbeweglich bleiben muss, wandert gleichzeitig die Restmasse (Rakete mit noch unverbranntem Treibstoff) in die entgegengesetzte Richtung.

Bei der modifizierten Rakete mit Platte, kommt es zwar ebenfalls, durch die Abschleuderung der Treibgase zu den Seiten hin, zu einer Bewegung von Masse. Da diese jedoch gleichmäßig zu den Seiten hin verteilt werden, bleibt der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx in relativer Ruhe.

So das wars dann mit diesem unsäglichen Unsinn. Dieses mal bin ich mir jedoch recht sicher, die ein oder andere Endbenutzer-Seele retten zu können, den gegen Isaac Newton, die Thermodynamik, den Energieerhaltungssatz und Raketentechnik zu argumentieren wäre schon sehr sehr seltsam aber Sportschützen schaffen es leider immer wieder sich intellektuell zu unterbieten.