24 Juni 2025

Die Geschichte der NATO Bremse im MG3 der Bundeswehr

Da in letzter Zeit vermehrt Fragen rund um die NATO-Bremse im deutschen Maschinengewehr MG3 aufgekommen sind, dachte ich mir, das dies doch ein guter Zeitpunkt wäre dessen Gesichte und Technik in einem Beitrag einfach und leicht verständlich zusammen zufassen.

Das Maschinengewehr MG3 der deutschen Bundeswehr hat eindeutige Ähnlichkeiten mit dem MG42 der Wehrmacht. Kein Wunder, denn das MG3 doch auch eine Rückentwicklung des MG42, dessen Pläne nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen waren. Aus diesem Grund musste der neue Hersteller, die Rheinmetall AG, ein MG42 analysieren und auf dieser Grundlade neue Konstruktionspläne entwickeln.

Das MG3 hat aber nun eine niedrigere Kadenz (Feuergeschwindigkeit) als das MG42, was Jedem sofort klar sein sollte, denn die neue Patrone 7,62x51mm NATO hat sowohl weniger Rückstoß und als auch einen geringeren Gasdruck als die 7,92x57mm IS. 

Einige Leute mit deutlich weniger Fachkunde konnten sich diese Reduktion jedoch nicht so einfach erklären und so wurde das Gerücht einer NATO Bremse (nur echt mit Leerzeichen) in die Welt gesetzt. Aber diese Bremse muss ja auch irgendwo sein also wurde immer wieder andere Teile vermeidlich als diese identifiziert. 

Diese Teile mussten natürlich neu sein, durften also im MG42 nicht vorhanden sein, sonst würde ja die Theorie noch weniger stichhaltig sein, als diese ohnehin schon war.

Die Rückstellfeder für den Transporthebel im Deckel: Damit man bei schließen des Deckels, bei vorderer Verschlussstellung diesen nicht mehr beschädigen kann, hat das MG3 einen Feder im Deckel, welche den Transporthebel immer in der gleichen Position hält. Einige sind tatsächlich der Meinung, dass diese Feder genug Widerstand aufbringt, um die Kadenz der MG3 zu reduzieren. Wer jedoch auch nur eine grobe Vorstellung von den Kräften in einer Waffe hat weiß, das eine Feder, welche man per Hand komprimieren kann, nicht in der Lage ist, die Kandez zu senken.

Die Auswerferstange: Noch seltsamer ist die Behauptung ein kleines Blech im Verschluss würde die Kadenz senken können. In manchen Formen der Legende kann man dieses Blech auch einfach abbrechen oder weglassen, um die Feuergeschwindigkeit wieder zu erhöhen. Fragt man nach dem Namen, der Nummer oder der Form und dem Ort dieses Bleches kommt oft heraus, dass hier die Auswerferstange gemeint ist. Diese Stange hat jedoch eine ganz andere Aufgabe und zwar den Auswerfer anzustoßen, sobald der Verschluss soweit nach hinten gelaufen ist, dass er das Auswurfsfenster im Boden der Waffe freigegeben hat. Ein Weglassen dieses Bauteils würde eher zu Auswurfshemmungen führen als zu einer höheren Kadenz.

Die Verschlusssperre des MG3
ist nicht die NATO-Bremse
Die Verschlusssperre: Da die beiden oberen Versionen des Gerüchts recht einfach zu widerlegen sind, hat sich die "Nate Bremsen Theorie" ein wenig angepasst und behauptet nun eine neue Feder im inneren des Verschlusses würde die Kadenz reduzieren.

Dabei ist jedoch bereits die Prämisse falsch, denn diese Feder ist gar nicht neu. Es gab sie bereits für das MG42. Die Sonderkommission Infanteriewaffen listet die Entwicklung in Gruppe II Vorhaben 1. auf, nennt die Verschlusssperre jedoch noch "Zwangsjacke"¹. Dabei handelte es sich schlicht um eine Verschlusssperre in Form einer Nachschlagmasse, zur Verhinderung von Verschlussrückprall. Einige MG42 wurden ab 1944 mit der "Zwangsjacke" ausgeliefert sowie nachgerüstet. Als jedoch die Munition der Wahrmacht auf Stahlhülsen umgestellt wurde, welche eine höhere S-Stecke ausweisen, wurde die Zwangsjacke überflüssig und aus Kostengründen nicht mehr verbaut.

Erst als der westdeutsche Bundesgrenzschutz das MG42, wieder einführte und wieder Messingmunition verschoss, wurden neu gefertigte Verschlusssperren durchgehend nachgerüstet. Bei neugefertigten MG1 für die Bundeswehr, war die Verschlusssperre dann Serienmäßig vorhanden.

Soldat und Technik Ausgabe 11, 1961
Das Gerücht wurde bereits 1961 durch die Zeitschrift Soldat und Technik in der Aufgabe 11 vom November 1961 auf Seite 604 widerlegt.

Aber last mich mal kurz erklären, was den eine Nachschlagmasse so macht, wenn sie schon nicht die Aufgabe hat, die Kadenz zu verringern.

Das MG3 ist eine zuschießende Waffe, bedeutet der Verschluss findet sich hinten in der Waffe und wird von der Abzugsgruppe gegen die Schließfeder gehalten. Krümmt der Soldat den Abzug ab, so senkt sich die Verschlusshaltenase, worauf der Verschluss freigegeben wird. Dieser wird nun von der Schließfeder nach vorne getrieben. Dabei wird der gesamte Verschluss mit allen Teilen beschleunigt und erhält so einen Bewegungsimpuls. Zu diesen Teilen gehört auch das Gewicht der Verschlusssperre, die sogenannte Nachschlagmasse, diese ist gefedert gelagert, die Feder wird zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht komprimiert. Beim Vorlauf entnimmt die Zuführnase eine Patrone aus dem Patronengurt und beginnt damit, diese in die Patronenlager einzuführen. Erreicht der Verschluss das Verriegelungsstück, prallt er mit seiner Stirnfläche darauf. Bei diesem aufeinandertreffen von Stahl auf Stahl, kommt es zu einem ähnlichen Effekt, wie bei einem Schmied, welcher mit seinem Hammer auf einen Ambos schlägt. Der Verschluss kann vom Verriegelungsstück abprallen. Da das MG42 ein Vorlaufzünder ist, kann es sein, dass kurz vor dem Rückprall das Zündhütchen der Patrone bereits abgeschlagen wurde und die Zündung einsetzt. Durch den Rückprall und den dadurch verursachen minimalen Rücklauf des Verschlusses, befinden sich die Verriegelungsrollen jedoch nicht vollständig in den Rollentaschen und sind dadurch nicht vollständig verriegelt. Die Folge ist, dass sich Patronenhülse von den Pulvergasen, wie ein Hohlkolben, nach hinten gedrückt wird und viel zu schnell, bei noch zu hohem Druck im Rohr, sich nach hinten aus dem Patronenlager herausgeschoben wird, da sie nicht vom Verschluss abgestützt wird. Da auch die Abstützung durch das Patronenlager im hinteren Teil der ausfahrenden Hülse nicht mehr gegeben ist, reißt das Messing im hinteren Teil der Hülse und Pulvergase gelangen ins Waffengehäuse, wo sie Teile der Waffen beschädigen können. Stahlhülse dagegen reißen deutlich weniger schnell.

Die Nachschlagmasse des MG3
Eine Nachschlagmasse setzt genau zu dem Zeitpunkt an, in dem der Verschluss auf das Verriegelungsstück trifft. Der Verschluss kommt bei Aufprall zunächst zum halten und gibt seinen Bewegungsimpuls an das Verriegelungsstück ab. Die gefedert gelagerte Nachschlagmasse im Verschluss bewegt sich durch ihr Beharrungsvermögen jedoch weiter nach vorne, dabei wird zunächst die Feder komprimiert, wo bei schon ein Teil dieser Beharrungsbewegung auf den Verschluss übertragen wird. Stößt die Nachschlagmasse dann gegen ihr Gegenstück wird, mit zeitlicher Verzögerung, dem Verschluss genau zu dem Zeitpunkt ein weiterer mechanischer Stoß versetzt, in welcher er sonst zurückprallen würde. Der Schlag der Nachschlagmasse auf der einen Seite, sowie die Abprallkraft auf der anderen Seite haben sich so gegenseitig auf, der Verschluss bleibt in Ruhe in der vordersten Position, worauf die Rollen in ihren Rollentaschen verbleiben und die Waffe sicher verriegeln.  

Eine ausführliche Analyse gibt Peter Dannecker in Verschlusssystem von Feuerwaffen Auflage. 4 auf Seite 365.

So ich hoffe, ich konnte diesen Nato-Bremsen Blödsinn auch fürs Internet widerlegen, denn in der seriösen Fachliteratur ist dies bereits schon 1961 passiert.

¹Sturmgewehr 44 Vorgänger, Entwicklung und Fertigung der revolutionärsten Infanteriewaffev von Dieter Handrich Seite 279 

²Nur echt mit Leerzeichen

19 Dezember 2024

Die unfassbare Welt der Rückstoßleugner oder Isaac Newton rotiert im Grabe

Ich hatte ihnen im letzten Beitrag erklärt dass Gasdruckleugnung so ziemlich das dümmste ist, dass ein bildungsferner Hobbyschütz so von sich geben kann. Da hab ich mich leider vertan, denn es gibt noch etwas deutlich fragwürdigeres und zwar so ziemlich das genaue Gegenteil, die Rückstoßleugnung.

Ihr habt tatsächlich richtig gehört, es gibt tatsächlich Endbenutzer wie Sportschützen die genau das leugnen, was jedes Kind im Kindergarten auf einem Rollbrett mit einem Medizinball einfach ausprobieren kann. Oder ein Erwachsener auf einem Bürostuhl mit einem Sixpack Mineralwasser.

Da es sich bei Rückstoßleugnung um derart unwissenschaftlichen Schrott handelt, kann man diesen gleich mit mehreren physikalischen Gesetzen und Formeln begegnen aber legen wir los, wären Isaac Newton um Grab rotiert.

Eine Verschwörungserzählung?

Vertreten wird diese Idee vor allem von Laien, Endbenutzern und Betroffenen des Gunning-Kruger-Effekts und erfüllt keine nachvollziehbare Funktion. Denn durch die Leugnen des Rückstoßes in der Feuerwaffe erreicht der Gläubige meist keine Vorteile. Das einzig denkbare Szenario wäre, dass Jemand aus bloßer Unwissenheit eine solche Behauptung aufstellt und danach versucht diese zu verteidigen, um keinen persönliche Fehler eingestehen zu müssen. Es handelt sich demnach also nicht um eine Verschwörungserzählung.

Rückstoßleugnung ist theoretisch das genaue Gegenteil von Gasdruckleugnung. Jedoch sind einige Leugner so ungebildet, dass sie deswegen zu Rückstoßleugnern werden, da sie die physikalischen Größen Rückstoß und Gasdruck nicht zu unterscheiden in der Lage sind.

Newtonsche Physik

Rückstoß würde erstmals vom englischen Physiker Isaac Newton erforscht. Dabei konnte er das Phänomen jedoch noch nicht beweisen und stelle deswegen folgendes Axiom auf:

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem: sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes contrarias dirigi.

Für jede (semper) Bewegung (actiones) eines Körpers (corporum) gibt es eine entsprechende Gegenreaktion (reactionem).

Rückstoßleuger sind jedoch der Ansicht, dass dieses Axiom nicht auf die Funktion von Feuerwaffen anzuwenden sei, obwohl mit dem Geschoss eindeutig ein physikalischer Körper in eine starke Bewegung versetzt wird. Bei den meisten Schusswaffen, ist der Rückstoß als Rückschlag deutlich spürbar.

Beachtet man dieses grundliegende Axiom der physikalischen Mechanik entsprechend nicht, so wird die komplette Wissenschaft der Bewegung, die Kinetik, unberechenbar. Rückstoßleugner haben jedoch meist keine oder nur sehr unzureichende Kenntnisse der Physik im speziellen und der Wissenschaft im allgemeinen.

Experiment

Um den Rückstoß im realen Leben nachvollziehen zu können setzt man sich einfach auf einen Bürostuhl und wirft einen schweren Gegenstand von sich. Man wird erleben, dass man mit dem Bürostuhl nach hinten rollt. Alternativ bieten sich auch Einkaufswagen oder Rollbretter für dieses Experiment an. Zu beachten ist jedoch, dass die Rollen dieser Körper einen, wenn auch geringen, Reibungswiderstand aufweisen.

Thermodynamik

Was Newton nicht gelang, glückte der Wissenschaft der Thermodynamik. Aus dem Ersten Hauptsatz, betreffend die Energiebilanz in einem geschlossenen System, lässt sich der Rückstoß als eine Form des inneren Ruhezustandes ableiten:

ΔU = Q - W

Betrachtet man eine Feuerwaffe als ein geschlossenes System, so kann ohne Zufuhr von äußerer Energie (Q) keine Bewegung (W) stattfinden. Die innere Energie (ΔU) kann das System als ganzes nicht Bewegen.

Das System einer einfachen Feuerwaffe umfasst Rohr, Treibladung und Geschoss. Zündet nun die Treibladung, wird ein Teil der inneren (chemischen) Energie (ΔU) in kinetische Bewegungsenergie des Geschosses umgewandelt. Gemäß dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik (ΔU = Q - W) ist eine Bewegung (W) im Geschlossenen System nicht möglich, die Bewegung des Geschosses hätte jedoch eine Verlagerung des Schwerpunktes des System zur Folge. Bewegt sich aber nun nicht nur das Geschoss nach vorne, sondern auch der Rohr nach hinten, so kann der Schwerpunkt des Gesamtsystem in Ruhe blieben. Dabei ist zu beachten, das Rohr, Treibladung (nun in der Form von Triebgasen) und Geschoss zum System gehören und damit einen gemeinsamen Schwerpunkt besitzen, auch wenn kein direkter Kontakt mehr besteht. Da das Geschoss für gewöhnlich sehr viel leichter ist als das Rohr, kann sich das Geschoss schneller und weiter nach vorne bewegen, als dies das Rohr tun muss, um den gemeinsamen Massenschwerpunkt unbewegt zu lassen.

Energieerhaltungssatz

Der Energieerhaltungssagt der Physik besagt, dass Energie weder erschaffen noch vernichtet werden kann, stattdessen wird Energie immer in andere Formen überführt. Zudem wissen wir dank Issac Newton, dass hinter jeder Bewegung eine Kraft stecken muss. Unterstellt man Gasdruck für die Bewegung eines Körper verantwortlich zu sein, so muss die Energie, welche den Köper in Bewegung gesetzt hat, dem Druck verloren gehen. Dieser Energieverlust eines fluiden Druckkörpers macht sich in der Pneumatik durch Volumengewinn bemerkbar, der Druckraum vergrößert sich und der Druckkorpus verliert seine Spannenergie. Dabei gilt die Formel der allgemeinen Gasgleichung:

p = (k*N*T) / V

Druck (p) ist gleich Gaskonstante (k) mal Stoffmenge (N) mal Temperatur (T) geteilt durch Volumen V), da wir durch das Volumen (V) teilen bedeutet mehr Volumen (V) gleich weniger Druck (p).

Als Beispiel nehme man einen hydraulischen Arbeitszylinder, welcher ein Gewicht verschieben soll. In den Arbeitszylinder wird Öl gepresst, welches die Stoffmenge N erhöht und damit den Druck (p) im Zylinder, es entsteht Spannenergie. Dieser Druck ist in der Lage, an der Kolbenstirn Arbeit zu verrichten und das damit verbundene Gewicht zu bewegen, die vorige Spannenergie wird in kinetische Energie umgewandelt. Durch den bei dieser Arbeit entstehenden Volumengewinn (V+), im inneren des Arbeitszylinders, geht den Druckkörper Spannenergie verloren. Diese Energie wurde jedoch nicht vernichtet, sondern wurde in kinetische Energie von Kolben und Gewicht umgewandelt.

Bei Waffen, welche als direkte oder indirekte Gasdrucklader aufgeführt sind, kommt es bei der Betätigung der Antriebselemente zu einem Volumengewinn in einem Kolbensystem. Durch diesen Volumengewinn und der damit nachgewiesenen Umwandlung von Spannenergie in kinetische Energie, ist durch den Energieerhaltungssatz in Verbindung mit der allgemeinen Gasgleichung bewiesen, dass der Gasdruck für den Antrieb folgender Antriebselemente verantwortlich ist:

  • Bei direkten Gasdruckladern mit festem Lauf (auch Rückdrucklader genannt) wird die Patronenhülse wie ein Hohlkolben nach hinten aus dem Patronenlager geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach hinten, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei direkten Gasdruckladern mit nach vorne beweglichem Lauf (auch Vordrucklader genannt) wird der Lauf nach vorne geschoben, dabei kommt es zu einer künstlichen Vergrößerung der Brennkammer nach vorne, ergo einem Volumengewinn.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Schützen (AK-47), kommt es durch die Rückwärtsbewegung des Antriebskloben im Arbeitszylinder zu einer Volumenvergrößerung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Kolbenantrieb in Richtung des Geschossaustritts (Bang-System), kommt es durch das nachvornegleiten des Ringkolbens zu einer Volumenvergrößerung in dessen Arbeitsrichtung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gasaufleitung auf den Verschlussträger, kommt es durch das zurückgleiten des Verschlussträgers zu einer Volumenerweiterung.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Gaseinleitung (AR-15 System), kommt es beim auseinanderschieben von Verschlussträger und Verschluss zu einer Volumenvergrößerung zwischen den beiden Verschlussteilen.
  • Bei indirekten Gasdruckladern mit Rohrhub, kommt es beim zurückgleiten des Rohres in der Mündungsstaudüse, zu einem Volumengewinn.

Bei Rückstoßladern, sieht es jedoch anders aus. Hier kommt es zu keiner Vergrößerung eines Volumens in Antriebsrichtung. Dem Gasdruck kann hier demnach nicht unterstellt werden, er sein für die Bewegung der Waffe oder für die Bewegung einer Koppelgruppe verantwortlich. Würde man dem Gasdruck trotzdem unterstellen, für eine solche Bewegung verantwortlich zu sein, ohne das diesem Spannenergie abhanden kommt, so würde man dem Energieerhaltungssatz widersprechen und einfach Energie erfinden. Man würde den Boden der Wissenschaft verlassen.

  • Bei Rückstoßladern mit beweglicher Kolbenplatte, kommt es zu keinem Volumengewinn beim Eindrücken der Kolbenplatte. Es herrscht bei einem abgestützten Abfeuern der Waffe von der Schulter und einem nicht abgestützten abfeuern aus der Hüfte der selbe Gasdruck. Dieser kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein, da die Waffe nur im erstgenannten Fall repetiert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der Kolbenplatte keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement (Mauser M1916), kommt es beim der Bewegung des beharrenden Elementes zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Wird die Waffe gegen eine unbewegliche Wand abgestützt, so ist die Waffe nicht in der Lage zu repetieren, obwohl der Gasdruck seine Wirkung nicht ändert. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Entriegelungselements keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit beharrendem Verschlussträger (Benelli M3), kommt es beim der Bewegung des Verschlussträgers und dem spannen der Feder zwischen Verschlusskopf und beharrendem Verschlussträger zu keinem Volumengewinn in Antriebsrichtung. Die Waffe ist zwar auf Druck angewiesen, jedoch auf den Federdruck zwischen den Verschlussteilen und nicht auf den Gasdruck. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlussträgers keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßlader mit beharrendem Verschlusskopf (Sjörgen Schrotflinte), kommt es weder bei der Aufnahme von kinetischer Energie durch den Verschlusskopf noch bei der anschließenden, durch dessen Beharrungsvermögen bewerkstelligter, Öffnung, zu einem Volumengewinn in Funktionsrichtung. Eine Sjörgen Schrotflinte wird repetierunfähig, wenn man diese an eine unbewegliche Wand abgestützt abfeuert, obwohl dies den Gasdruck nicht beeinflusst. Der Gasdruck verliert beim Antrieb der des beharrenden Verschlusskopfes keine Spannenergie und kann demnach nicht für das Repetieren verantwortlich sein.
  • Bei Rückstoßladern mit lang und kurz zurückgeleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen, kommt es im Lauf zu keiner Volumenvergrößerung in Funktionsrichtung, da die Patronenhülse, bis zur Entriegelung, an ihrem Platzgehalten wird. Zudem ist der Lauf mit dem Stoßboden formschlüssig statisch verbunden und so kann die Brennkammer, durch ein vorgleiten des Laufes, ebenfalls nicht nach vorne erweitert werden. Da bei gleitenden Lauf-Verschluss-Koppelgruppen ohne Mündungsstausysteme (zb. Mündungsstaudüse), kein Volumengewinn verzeichnet werden kann, kann dem Gasdruck aus wissenschaftlicher Sicht mit Bezug auf den Energieerhaltungssatz, nicht empirisch adäquat unterstellt werden, die Bewegung von Lauf-Verschluss-Koppelgruppen zu verursachen.

Es bleibt jedoch wichtig zu erwähnen, dass die meisten Rückstoßlader mit kurz zurückgeleitender Lauf-Koppel-Gruppe nach der Entriegelung, welche bereits nach wenigen Millisekunden eintreten kann, den Verschlussantrieb als Gasdrucklader bewerkstelligen, wobei es dann, durch das rückwärtige herausdrücken der Patronenhülse, zu einem beweisfähigen Volumengewinn kommt. Ähnliches gilt für Rückstoßladern mit beharrendem Entriegelungselement.

Boot Beispiel

Als Experiment stelle man sich zwei Boote vor, welche auf einem See schwimmen. In jedem der Boote steht einer von zwei Zwillingen genau auf der Mittelbank, beide Brüder sind mit 80 kg genau gleich schwer und haben auch die gleiche Körperkraft von 80 kg. Der erste Bruder stemmt seine Füße gegen die Mittelbank und seine Arme gegen die Heckwand des Bootes und spannt nun seinen Körper an. Dabei wirkt eine Kraft von etwa 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun ist logischerweise zu beobachten, dass sich das Boot des ersten Bruders nicht bewegt.

Der Zweite Bruder aber macht etwas ganz anderes, der stützt auch zwar auch mit seinen beiden Füßen auf der Mittelbank ab aber spring stattdessen ans Ufer. Da der zweite Bruder etwa 80 Kilo schwer ist, wirkt auch bei seinem Boot eine Kraft von 80 kg auf die Mittelbank des Bootes. Nun bewegt sich das Boot vom zweiten Bruder.

Lösung

Der Grund, warum sich das Boot vom ersten Bruder nicht bewegt ist ein geschlossener Kräftekreislauf. Die Kraft aus den Beinen des ersten Bruders übertragen sich auf die Mittelbank des Booten, auf den Rumpf des Bootes, vom Rumpf auf das Heck, vom Heck in die Arme des Bruders und über den Körper wieder auf die Beine. Es ist keine Bewegung möglich, da sich die Kräfte im Gleichgewicht befinden. Das Ganze ist in etwa vergleichbar mit einem quengeligen Kind auf dem Rücksitz eines Autos auf einer langen Autobahnfahrt, welches seine Füße gegen den Vordersitz stemmt im Glauben, es könnte das Auto dadurch schneller nach vorne schieben und so schneller ankommen.

Der Zweite Bruder jedoch, welcher von Boot ans Ufer springt ist nach Newton die eine bewegte (actiones) Masse (corporum), welche der Masse des Bootes (duorum) eine Reaktion (reactionem) gibt oder in den Worten der Thermodynamik ist der zweite Bruder ein Teil des Gesamtsystems, welches den gemeinsamen Masseschwerpunkt gefährdet und zwar dadurch das Boot zu einer Bewegung in entgegengesetzter Richtung, wodurch der Gemeinsame Masseschwerpunkt gehalten werden kann.

Rückstoß auch bei nicht-Feuerwaffen

Eines der deutlichsten Belege für den Rückstoß in Waffen sind sowohl die Armbrust als auch Schienenkanonen, Railguns oder Gaus-Gewehrs. Armbrüste haben eindeutig keinen Gasdruck, weisen jedoch meist einen deutlich spürbaren Rückschlag auf. Das Gleich gilt für Schienenkanonen, welche ihre Geschosse mit Hilfe von Feldkräften in Form von Magnetfeldern antreiben und deswegen auf Treibgase verzichten können.

Zudem wird eine schlüssige Erklärung der russischen Pistole PSS erschwert, da bei dieser die Pulvergase in der Patronenhülse zurückgehalten werden.

Rückstoß bei Krummlaufwaffen

Rückstoß und Rückdruck wirken,
bei Waffen mit krummen Läufen,
in unterschiedliche Richtungen.

Bei keiner anderen Waffenart oder Waffenzubehör ist der Unterscheid zwischen Rückstoß und Rückdruck deutlicher als bei Waffen mit krummen Läufen oder Krummlaufaufsätzen, wie dem Vorsatz P für das Sturmgewehr 44. Durch den krummen Lauf, verlässt das Geschoss die Waffe seitlich, wodurch auch der Rückstoß final seitlich auf die Waffe wirkt. Ein Stg.44 mit Vorsatz P schlägt nicht nach hinten, in Richtung der Kolbenplatte, sondern, je nach Ausrichtung der Laufmündung, zur Seite oder nach oben. Folglich wirkt der Rückstoß hier entgegen dem Geschossaustritt. Der Rückdruck hingegen wirkt nach wie vor auf den Stoßboden der Waffe.

Gäb es keinen Rückstoß, sondern nur Rückdruck, würde ein Stg.44 mit Aufsatz P oder eine Waffe mit gekrümmten Lauf nicht seitlich ausschlagen sondern, wie eine Waffe mit gerade Lauf, gerade nach hinten laufen.

Rückstoß bei Filmwaffen

Von Rückstoßleugern wirf oft bedeutet, dass der Gasdruck für die Repetierfunktion von Rückstoßladern verantwortlich sei. Dies lässt sich jedoch deutlich anhand von Filmwaffen widerlegen. In einer Beretta 92 oder einer P.38 kann man beliebig starke Platzpatronen verwenden, ohne das eine Repetierfunktion einsetzt. Die als Rückstoßlader ausgeführten Waffen, benötigen zwingend eine Geschossbewegung, um ihre Lauf-Verschluss-Koppelgruppen nach hinten zu bewegen. Aus diesem Grund werden Filmwaffen, welche ursprünglich als Rückstoßlader ausgeführt waren, an ihren Verriegelungselementen so manipuliert, dass sie nicht mehr formschlüssig-statisch sondern kraftschlüssig-dynamisch verriegeln. Somit ist der Gasdruck in der Lage, den Verschluss der Waffe zu öffnen.

Aufgabe zur Unterscheidung von Rückstoß und Gasdruck

Hellgrau: Gehäuse, lagert die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe gefedert

Dunkelrot: Verschluss, schließt den Lauf nach hinten ab

Grün: Sperrriegel, verbindet den Verschluss mit dem Lauf und stellt einen Formschluss her

Dunkelgrau: Unverbranntes Treibmittel

Hellrot: Gasdruck, wirkt auf alle angrenzenden Flächen gleich ihrer Oberfläche

Dunkelpetrol: Lauf, ist über den Sperrriegel mit dem Verschluss verbunden

Orange: Geschoss/Pfropfen verschließt den Lauf temporär bei Fig.1 und dauerhaft bei Fig. 2 - 5

Pink: Sperrt die Pfropfen bei Fig. 2 - 5 mit dem Lauf und stellt so einen Formschluss her

In dieser Grafik seht man fünf Systeme, von Figur 1 bis Figur 5. Zu den jeweiligen Figur gibt es zusätzlich immer eine Zeitangabe, bezeichnet mit englisch time. Dabei hat die erste Figur die Besonderheit, dass sie an vier unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt wird. Die Figuren 2 bis 5 hingegen werden nur in jeweils einem Zeitpunkt dargestellt.

Die Aufgabe ist nun zu ergründen, warum sich Fig.1 time 1 und Fig.2 time 1 sowie Fig.1 time 2 und Fig.3 time 1 in der jeweils ersten und zweiten Reihe noch ähneln aber schon Fig.1 time 3 und Fig.4 time 1 bereits unterscheiden.

In der dritten Reihe haben sich bei Fig.1 time 3 Lauf (dunkel petrol) und Verschluss (rot) gemeinsam nach hinten bewegt, wohingegen diese Bewegung bei Fig.4 time 1 nicht zu beobachten ist. Dabei wirkt bei beiden Grafiken, der selbe Gasdruck (Pfeile mit weißen Spitzen) auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) als auch auf das den Lauf (dunkel Petrol) zu diesem Zeitpunkt abschließende Element (orange).

Lösung

Der Unterschied liegt in der Bewegung des Geschosses. Bei Fig. 1 bewegt sich das Geschoss zwischen den Zeitpunkten time 3 und time 4. Nur durch diese Geschossbewegung kann eine Gegenreaktion entstehen, welche in der Lage ist, die Verschluss-Lauf-Koppelgruppe nach hinten zu bewegen.

Bei den Figuren Fig. 2 bis Fig. 5 findet eine Bewegung der Pfropfen (orange) nicht statt, da dieser durch die Sperren (pink) mit dem Lauf (petrol) verbunden sind. Die Pulvergase wirken zwar auf den Stoßboden des Verschlusses (rot) aber auch auf den Pfropfen (orange), beide Kräfte heben sich gegenseitig auf und es kann keine Bewegung der Koppelgruppe, weder nach hinten noch nach vorne stattfinden. Der Kräftekreislauf ist geschlossen.

Das Raketenproblem

Rückstoßleuger müssen annehmen, dass sich die dritte Rakete rückwärts bewegt

Rückstoßleugner haben erhebliche Probleme, den Flug einer einfachen Rakete zu belegen. Da Rückstoß in diesem Weltbild wegfällt, muss auf den Druck als Erklärung ausgewichen werden.

Sehen wir uns eine einfache Rakete mit einem großen Treibstofftank an. Dort könnte ein Mensch, mit mangelnder Bildung, auf die Idee kommen, dass die Rakete von eben jenem Druck angetrieben wird, welcher im inneren des Treibstofftankes wirkt. Die Beaufschlage Fläche wäre demnach die Oberfläche des noch nicht verbrannten Treibstoffes. Der Druck würde nach dieser fragwürdigen Erklärung die Rakete nach oben drücken.

Problematisch wird es jedoch, wenn der Treibstoff nicht mehr in einem großen Tank untergebracht ist, sondern, wie bei einigen Langstreckenraketen, gefaltet. Hier wirkt der Druck zunächst in Flugrichtung, wenn auch auf eine kleinere Fläche. Bei der Überwindung der Faltkurve, wirkt der Druck jedoch entgegen der Flugrichtung. Ginge man nach einem Weltbild, in welches es keinen Rückstoß gäbe, so müsste die Rakete jetzt kehrt machen und in die entgegengesetzt Richtung mit dem Leitwerk voraus fliegen.

Da Langstreckenraketen mit gefalteten Treibstofftanks jedoch nicht im Flug einfach umkehren, ist davon auszugehen, dass sowohl Rückstoß als auch der Impulserhaltungssatz Teil unsere Realität sind.

Nur die unmodifizierte Rakete erhält einen Bewegungsimpuls i.

Noch schwieriger für Rückstoßleugner ist die Erklärung der Bewegung einer Rakete, dessen Düsenaustritt unten mit einer Platte verstehen ist, welche mit etwas Abstand an der Rakete befestigt wurde. Diese Konstruktion, mit Ähnlichkeiten zur Mündungsbremse einer Feuerwaffe, verhindert, dass die Treibgase einen nach unten gerichteten Triebstahl erzeugen. Stattdessen breiten sich die Treibgase seitlich aus.

Obwohl bei einer nicht modifizierten Rakete, als auch bei einer derart umgebauten Rakete, im Treibstofftank der gleiche Druck Fp (Force Pressure) auf den unverbrannten Treibstoff wirkt, bewegt sich nur die modifizierte Rakete. Dieses Beobachtung kann ein Rückstoßleuger nicht erklären.

Lösungen

Die Bewegung von Raketen mit gefalteten Treibstofftanks, lässt sich sowohl anhand des zweiten Teils des dritten newtonschen Axioms, als auch anhand des Impulserhaltungssatzes erklären.

Rückstoß

Der Rückstoß R erzeugt den Impuls i der Rakete

Nach Newton erzeugt das abschleudern einer Teilmasse von einer größeren Hauptmasse eine als Rückstoß bezeichnete Gegenreaktion, welche in entgegengesetzter Richtung zur Abschleuderung, auf die Hauptmasse wirkt. Die Verbrennung des Treibstoffes erzeugt zwar Druck aber dieser wird nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist, dass die Verbrennungsgase die Rakete nach hinten verlassen. Dabei stellen die Gase die abgeschleuderte Teilmasse dar, während der Rest der Rakete die Hauptmasse bildet. Als Hauptmasse erfährt die Rakete die Rückstoßkraft, welche diese in die entgegengesetzt Richtung zur Ausstoßdüse beschleunigt.

Bei der mit einer Platte modifizierten Rakete wirken zwei entgegengesetzt Rückstoßkräfte, welche sich gegenseitig aufheben. Es herrscht ein Kräftegleichgewicht, die Rakete bleibt in Ruhe.

Impulserhaltungssatz

Rakete Impulserhaltung FiN fixpunkt

Der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx aus Rakete und Treibstoff bleibt unbewegt.

Nach dem Impulserhaltungssatz bleibt der Impuls eines Systems immer gleiche, dieses System umfasst im Fall der Rakete: Die Rakete selber als auch den Treibstoff. Beide besitzen den gemeinsamen Masseschwerpunkt ∑mx, nach dem Impulserhaltungssatz, kann sich dieser gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx nicht bewegen, ohne das ein Kraft von außen auf das System einwirkt.

Zündet der Treibstoff in der Rakete, so entsteht im Inneren Druck, dieser wird jedoch nicht direkt für den Antrieb verwendet, viel wichtiger ist das austreten eines Teil des Treibstoffes, nun in Gasform, aus der Düse der Rakete. Dabei wandert ein Teil des Gesamtgewichtes in eine Richtung, da jedoch der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx unbeweglich bleiben muss, wandert gleichzeitig die Restmasse (Rakete mit noch unverbranntem Treibstoff) in die entgegengesetzte Richtung.

Bei der modifizierten Rakete mit Platte, kommt es zwar ebenfalls, durch die Abschleuderung der Treibgase zu den Seiten hin, zu einer Bewegung von Masse. Da diese jedoch gleichmäßig zu den Seiten hin verteilt werden, bleibt der gemeinsame Masseschwerpunkt ∑mx in relativer Ruhe.

So das wars dann mit diesem unsäglichen Unsinn. Dieses mal bin ich mir jedoch recht sicher, die ein oder andere Endbenutzer-Seele retten zu können, den gegen Isaac Newton, die Thermodynamik, den Energieerhaltungssatz und Raketentechnik zu argumentieren wäre schon sehr sehr seltsam aber Sportschützen schaffen es leider immer wieder sich intellektuell zu unterbieten.

Die unfassbare Welt von Gasdruckleugnern

Es gibt ja wirklich viel dummes Zeug im Internet und auch so einigen Unsinn, welcher man sich von Hobbyschützen anhören kann aber nichts davon ist so strunz dumm wie das Leugnen des Gasdrucks in Feuerwaffen. Naja nicht ganz, denn obwohl wir seit Blaise Pascal wissen, dass Gasdruck in geschlossenen Systemen allseitig ist, wird meist nur eine ganz bestimmte Seite des Drucks geleugnet nämlich der Rückdruck, ergo die Stoßbodenkraft und damit die so ziemlich gefährlichste Kraft in einer Feuerwaffe. Die meisten wissen gar nicht wie nötig wir in Deutschland unsere ganzen Regeln und die Beschussämter haben, bis man es mit einem Rückdruckleugner zu tun bekommt. Aber fangen wir an, den Unsinn wissenschaftlich zu zerlegen.

Literatur

Der Ursprung ist ein bekannter Fehler in der amerikanisierten Waffensprache, wonach Waffen mit Masseverschlüssen zu den Rückstoßladern gezählt wurden. Dieser Fehler wurde leider sehr oft unreflektiert abgeschrieben. Trotz dieses Fehlern in der Benennung, ist die Beschreibung in der Fachliteratur meist richtig und gibt korrekt an, dass Masseverschlüsse vom Gasdruck angetrieben werden.

Rückdruckleugner sind jedoch der falschen Überzeugung, dass die Benennung als Rückstoßlader, für Masseverschlüsse, richtig sei und argumentieren teils sehr aggressiv dagegen, wenn man sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies nicht den mechanisch physikalischen Tatsachen entspricht. Ihre Argumentation besteht dabei meist aus Scheinargumenten sowie aus Geschwurbel, das zwar auf den ersten Blick wissenschaftlich klingt aber keiner empirischen Prüfung stand hält. Zudem widersprechen sie, mit dieser Ansicht, folgenden deutschen Fachwerken:

  • Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen von Karel Krnka
  • Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick über die Handfeuerwaffen und ihre Geschichte von Jaroslav Lugs
  • Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker
  • Waffen-Schmidt Waffen- und Munitionstechnisches Handbuch von Karl Böhlein, Rolf Brand
  • Moderne Faustfeuerwaffen von Gerhard Bock
  • Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr von C. Cranz
  • Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik von Robert Weisz
  • Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von der Rheinmetall GmbH, Dr. R. Germershausen
  • Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik von Thomas Enke
  • Waffenlehre für die Bundeswehr von Heinz Dathan
  • Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen 1871-1945 von Hans-Dieter Götz
  • Visier Special Ausgabe 68 P.38 & P1 Die Pistolenfamilie von Matthias S. Reckenwald
  • Schützenwaffen Heute (1945-1985) von Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen
  • Die offizielle Geschichte der Oberndorfer Firma Heckler&Koch von Manfred Kersten, Walter Schmid
  • ...sowie weitere

Das Phänomen existiert im übrigen nur in der deutschen Sprache. Im englischen zählt die Antriebsart Blowback als Unterkategorie von Gas Operation im Gegensatz zur Recoil Operation. Auch das versuchen Rückdruckleugner zwar zu leugnen, stehen dabei aber gegen:

  • The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Sub-Machine Gun, The Development of Sub-Machine Guns and their Ammunition von Maxim Popenker & Anthony G. Williams
  • Engineering Design Handbook - Gun Series - Automatic Weapons vom United States Army Materiel Command
  • Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book von Julian S. Hatcher
  • The Machine Gun Vol. IV Design Analysis of Automatic Firing Mechanism von Georg M. Chinn
  • Tactical Small Arms of the 21st Century von Charls Cutshaw
  • ...sowie gegen weitere englische Autoren.
Ursachen

Die Ursache für dieses Verhalten ist wahrscheinlich darin begründet, dass Rückdruckleugner nicht zugeben können und wollen, dass sie jahrelang unrecht hatten. Wir erinnern uns an den von Simon Stolle beschriebenen Gunning-Kruger-Effekt, wonach das Wissen über Waffen zu einem Teil der Persönlichkeit von machen Laien und Endbenutzern wird. Geht nun Jemand her und macht sie auf einen Fehler aufmerksam, so hat das Ego des Rückdruckleugners Angst, dass ein Teil der Persönlichkeit weggerissen werden kann. Dagegen muss sich das Ego des Rückdruckleugners mit allen Mitteln wehren, sie es hat und das sind meist keine sachlichen Argumente, sondern Scheinargumente, persönliche Angriffe auf das Gegenüber und pseudo wissenschaftliches Geschwurbel. Das es Messungen und Zeitlupenaufnahmen der Waffen gibt, wird von Betroffenen einfach weg ignoriert.

Rückdruckleuger verstehen zudem meist nicht, dass es sich bei der Frage um eine naturwissenschaftliche Frage handelt und versuchen mit Argumenten aus anderen Wissenschaftsbereichen zu argumentieren. So versuchen sie es oft mit Axiomen aus Strukturwissenschaften, dem sogenannten Axiomenexport.

Typische Argumente

Rückdruckleugner benutzt, für die Untermauerung ihrer Schwurbelei häufig die immer gleichen Argumente. Die meisten davon Scheinargumente oder Behauptungen ins blaue hinein, in der Umgangssprache auch Lügen genannt.

Es war schon immer so.

Nein, der Fehler stammt hauptsächlich aus den 50er Jahren. Die erste Kategorisierung der automatischen Waffen in der deutschen Sprache von Karel Krnka listet Waffen mit Masseverschluss als Gasdrucklader auf.

In der Mehrheit der Fachliteratur steht...

Nein, es wird zwar manchmal das Wort Rückstoßlader verwendet aber in Fließtext liest man, dass der Gasdruck den Verschluss antreibt. Selbst wenn, so hat eine Mehrheit in einer Naturwissenschaft wenig Gewicht gegen ein Experiment. Es sei an das Buch 100 Autoren gegen Einstein erinnert.

Aber in der Dienstvorschrift steht...

Ja aber in einer anderen Dienstvorschrift steht auch, die P1 sei ein Rückdrucklader und auch das ist physikalisch nicht richtig. Hier wird versucht eine naturwissenschaftliche Tatsache mit einem Axiom aus einer Formalwissenschaft zu belegen, typischen Schwurbler verhalten.

Aber der Hersteller sagt...

Nein, Heckler & Koch haben schon vor Jahren die Drucksache 358 rep.6 herausgegeben und dort klar Stellung bezogen. Warum im Werbematerial was anders steht, sieht man am verhalten der Rückdruckleugner. Die Firmen haben keine Lust sich böse Emails von Schwurblern schicken zu lassen.

Dann gibt es aber gar keine Rückstoßlader...

Doch, die gibt es eine Glock 17 wird ohne Geschoss nicht repetieren, egal wie groß der Gasdruck im Lauf ist.

Es ist doch Egal, ob die Waffe mit Manöverpatronengerät funktioniert und nicht

Nein, ist es nicht, denn genau das ist eines der Experimente zur Kräftefindung, das ist ein der Physik eines der wichtigsten Formen der Erkenntnisgewinnung. Das wissen aber die Schwurbler nicht. Repetiert eine Waffe ohne Geschoss ist sie kein Rückstoßlader.

Was ist mit dem MG42?

Das nutzt ein hybrides Antriebsystem aus Rückstoß und Gasdruck, ohne Rückstoß arbeitet das Gasssystem weiter. Ist aber auch seit Jahren bekannt.

Mathematische Probe

Es existiert eine einfache mathematisch Rechnung, um empirisch adäquat feststellen zu können, ob es sich bei einer Feuerwaffe, um einen Rückstoßlader handelt. In seinem Magnum Opus Philosophiae Naturalis Principia Mathematica definiert Issac Newton die natur Gegenreaktionen im zweiten Teil des dritten Axioms wie folgt:

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem, sive corporum duorum actiones in se mutuo semper esse aequales et in partes dirigi.

Daraus ergibt sich folgende mathematische Formel:

Actio-Masse × Actio-Geschwindigkeit = Reactio-Masse × Reactio-Geschwindigkeit

Übertragen auf Feuerwaffen:

Geschoss-Masse × Geschoss-Geschwindigkeit = Verschluss-Masse × Verschluss-Geschwindigkeit

Nun setzt man nun die Masse-Werte für die israelische Maschinenpistole Uzi (MP2 bei der Bundeswehr) ein. 6860 Gramm für den Verschluss sowie 8 Gramm für ein durchschnittliches Geschoss einer 9x19 mm Patrone. Gesucht ist die Verschlussgeschwindigkeit ergo der resultierende Impuls der Reactio-Masse. Für die Rechnung nimmt man jedoch einen Geschosstecker im Übergangskonus an, bei welchem sich das Geschoss nicht bewegt. Mathematisch setzt man dazu für die Variable der Geschossgeschwindigkeit eine Null ein.

8 Gramm × 0 = 6860 Gramm × ?

Da Null multipliziert mit einer natürlichen Zahl immer ebenfalls Null ergibt, steht auf der liken Seite ein Wert von genau Null.

0 = 6860 Gramm × ?

Auf der anderen Seite wird mit 6860 Gramm das Verschlussgewicht der Uzi eingetragen. Da Null gleich Null ist, müsste man mathematisch davon ausgehen, dass sich der Verschluss der Uzi bei einem Geschossstecker nicht bewegen dürfte, damit auf der anderen Seite der Gleichung ebenfalls ein Wert von Null steht. Da sich der Verschluss in der Realität trotzdem bewegt, gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder man akzeptiert, dass 0 nicht gleich 0 ist. Dies widerspricht jedoch der wissenschaftlichen Mathematik. Aus diesem Grund muss diese Lösung des Problems als unwissenschaftlich verworfen werden.

0 = ≥1

Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass man der Mathematik, damit der Wissenschaft und ihren empirischen Arbeitsmuster treu bleibt und davon ausgeht, dass der Rückstoß, welcher mathematisch gleich Null ist und damit den Verschluss nicht bewegen kann, nicht für die Verschlussbewegung der Uzi verantwortlich ist.

0 = 0

Lösung

Der Verschluss der Uzi Maschinenpistole wird nicht vom Rückstoß, sondern vom Gasdruck angetrieben. Das dritte Axiom nach Issac Newton greift hier nicht, um die Verschlussbewegung zu berechnen. Die richtigen physikalischen Gesetze wären zum einen die Definition des Drucks als:

p = F / A

Druck (p) ist die Kraft (F) geteilt auf die Fläche (A). Umgestellt nach F:

F = p * A

Die Kraft, welche auf den Verschluss wirkt ergibt sich aus dem Druck (p) mal der Fläche (A) des Patroneninnebodens.

Die zweite Formale ist die Definition eines Kraftstoßes als:

i = f / m

Der gesuchte resultierende Bewegungsimpuls (i) des Verschlusses ist gleich der resultierenden Gasdruckkraft (F) geteilt durch die Masse (m) des Verschlusses. Der Verschluss der Uzi wird von der Kraft (f) des Gasdrucks (p) angetrieben und erhält dabei eine Geschwindigkeit anhängig von seiner Masse (m), aus diesem Grund wird das Verriegelungssystem der Uzi wissenschaftlich als Masseverschluss bezeichnet sowie das Antriebssystem als indirekter Gasdrucklader.

Beweis Krummlaufwaffen


Die obere Kanone fährt beim Schuss, durch den Rückstoß der abgefeuerten Kugel, zurück. Die zweite Kanonen, dessen Lauf nach oben gebogen ist, wird jedoch nach unten gestoßen und landet im Dreck.

Rückstoß und Rückdruck wirken,
bei Waffen mit krummen Läufen,
in unterschiedliche Richtungen.
Bei keiner anderen Waffenart oder Waffenzubehör ist der Unterscheid zwischen Rückstoß und Rückdruck deutlicher als bei Waffen mit krummen Läufen oder Krummlaufaufsätzen, wie dem Vorsatz P für das Sturmgewehr 44. Durch den krummen Lauf, verlässt das Geschoss die Waffe seitlich, wodurch auch der Rückstoß final seitlich auf die Waffe wirkt. Ein Stg.44 mit Vorsatz P schlägt nicht nach hinten, in Richtung der Kolbenplatte, sondern, je nach Ausrichtung der Laufmündung, zur Seite oder nach oben. Folglich wirkt der Rückstoß hier entgegen dem Geschossaustritt. Der Rückdruck hingegen wirkt nach wie vor auf den Stoßboden der Waffe.

Gäbe es keinen Rückdruck, sondern nur Rückstoß, so würden direkte Gasdrucklader mit Krummläufen, wie eine Ruger 10/22 nicht mehr in der Lage sein zu repetieren, da nun der Rückstoß nicht mehr nach hinten auf den Stoßboden wirken würde, sondern seitlich auf die Waffe. Direkte Gasdrucklader (Rückdrucklader) genauso wie indirekte Gasdrucklader (Stg.44 mit Vorsatz P) sind jedoch auch mit gebogenen Läufen oder Krummlaufaufsätze nachwievor in der Lage zu repetieren.

Rückstoßlader, wie die Walther P.38 oder Glock 17 hingegen stellen beim Aufsatz eines Krummlaufes jegliche Repetierfunktion ein. Aus diesem Grund, wird im israelischen Cornershot die gesamte Pistole mit Stoßboden angewinkelt und auf einen Krummlauf für die eingesetzte Pistole verzichtet.

Der Text wird wahrscheinlich nicht reichen, um bildungsferne Hobbyschützen aus ihrer an Verschwörungsmythen grenzenden Sturheit zu holen und ins Licht der empirischen Wissenschaft zu führen aber eventuell fand es ja der ein oder anderen unterhaltsam.

Weitere Grundladen:

Die principiellen Eigenschaften der automatischen Feuerwaffen, Karel Krnka, 1902

Die Handfeuerwaffen Ihre Entwicklung und Technik, Robert Weisz, 1912

Innere Ballistik. Die Bewegung des Geschosses durch das Rohr, C. Cranz, 1926

Handfeuerwaffen, Systematischer Überblick, Jaroslav Lugs, 1956

Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch, Dr. R. Germershausen, 1977

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre, Wolfgang Pietzner, 1998

Verschlusssysteme von Feuerwaffen, Peter Dannecker, 2016

Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, Thomas Enke, 2021

Hatcher's Notebook, A Standard Reference Book, Julian S. Hatcher, 1948

The Machine Gun Analysis of Automatic Firing Mechanism, Georg M. Chinn ,1955

Engineering Design Handbook Automatic Weapons, USA Materiel Command, 1970

03 November 2024

Vom MG1 über das MG1A1 zum MG3 die Geschichte des Mehrzweckmaschinengewehrs bei der Bundeswehr

Sehr geehrte Damen und Herren, im heutigen Beitrag geht es um die doch sehr verworrene Geschichte des, auf dem MG42 basierenden, Mehrzweckmaschinengewehrs bei der Bundeswehr. Dabei sehen wir uns zunächst die verschiedenen Deutungen der Nomenklatur MG1 an, widmen uns aber so schnell wie möglich dem eindeutig definierten MG1A1. Anfangen müssen wir jedoch zunächst mit dem MG42.

MG42 beim Bundesgrenzschutz

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der Bundes Republik Deutschland zwei bewaffnete militärische Formationen aufgestellt. Die erste war das Bundesgrenzschutz, welche vorwiegen die Aufgabe hatte, den Schmuggel zwischen der alliierten und der sowjetischen Besatzungszone zu unterbinden. Diese Truppe wurde vorwiegen aus Restbeständen der Wehrmacht ausgerüstet, darunter das MG42. Die zweite Formation war die Bundeswehr, welche mit us-amerikanischen Uniformen und Waffe ausgerüstet wurde. Der Hintergedanke dieser unterschiedlichen Uniformierung und Bewaffnung war, dass bei eventuellen Zusammenstößen an der Grenze mit Sowjettruppen der Grenzschutz einfacher von der Bundeswehr zu unterscheiden sein sollte. Eine Verwechslung von Grenzschutz und Bundeswehr, oder sogar der US-Armee, hätte in der Frühphase den Kalten Krieges fatale Folgen für die ganze Welt haben können.

MG1 beim Bundesgrenzschutz

Zunächst gab es mit dem MG42 keine Probleme, solange noch 7,92x57mm mit schwerem Spitzgeschoss aus Wehrmachtsbeständen in Stahlhülsen verschossen wurde. Als diese Munition zu neige ging und man auf neu produzierte und importierte Munition mit Messinghülsen umstieg, zeigte sich er erneut, der schon vom MG42 bekannte, Verschlussrückprall. Um diesen zu verhindern, liest man MG42 bei Rheinmetall mit Verschlusssperren nachrüsten. Diese hatten zwar die gleiche Aufgabe wie die Zwangsjacke, welche während des Zweiten Weltkrieges für das MG42 entwickelt wurde, unterschied sich jedoch in der äußeren Form. Derart abgehänderte Waffen erhielt die Bezeichnung MG1.

MG2 bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr war mit teilen ihrer US-Bewaffnung unzufrieden, vor allem das schwere MG Browning M1919A6 wurde als zu umständlich erachtet. Viele Soldaten des Bundesgrenzschutzes, welche in die Bundeswehr übernommen wurde, verlangen nach dem MG42. Dieser Bitte wurde stattgegeben und so wurden einige MG1 vom Grenzschutz übernommen.

Das Problem war jedoch die nicht NATO konforme Patrone 7.92x57mm sS. Aus diesem Grund lies die Bundeswehr MG42 und Grenzschutz MG1 (MG42 mit Rückprallsperre) von Rheinmetall zu 7,62x51mm umrüsten und als MG2 einführen. Durch denen Patronen und Kaliberwechsel änderte sich die Kadenz der Waffe von theoretischen 1500 s/m auf 1300 s/m.

MG42/58

Als umrüstbare MG42 und Grenzschutz MG1 zu neige gingen, bestellte die Bundeswehr neue Waffen bei Rheinmetall. Dort hatte man schon kurz nach dem Krieg mit der Rückentwicklung des MG42 begonnen, welches man für den Export fertigen wollte. Die Pläne zu Produktion des MG42 waren verloren gegangen und die Maschinen zu dessen Herstellung waren von den Sowjet erbeutet und nach Jugoslawien verschickt worden. Die Entwickler bei Rheinmetall mussten die Waffe also teilweise neu erfinden. Dies gelang erst 1958, weswegen die Waffe intern als MG42/58 bezeichnet wurde.

MG1 bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr führte das MG42/58 offiziell zunächst als MG1 ein, was jedoch zu Verwechslungen mit dem MG1 in 7,92 mm des Bundesgrenzschutzes führe. Zudem bezeichnete auch Rheinmetall die ersten Versionen des MG42/58 als MG1, so kommen folgende Verwendungen der Nomenklatur zustande:

  • Der Bundesgrenzschutz bezeichnet mit MG1, originale MG42
  • Rheinmetall bezeichnet mit MG1 neu gefertigte Waffen in 7,62mm (angeblich auch in 7,92mm)
  • Die Bundeswehr bezeichnet mit MG1 neu gefertigte Waffen in 7,62mm

MG1A1 bei der Bundewehr

Erst die Nomenklatur MG1A1 ist eindeutig und bezieht sich auf ein beim Rheinmetall neu gefertigtes MG in 7,62x51mm NATO und darauf angepasstem Visier.

MG1A2

Das MG1A2 gleicht dem MG1A1, ist jedoch auch für das Verwenden von modernen M13 Zerfallgurten geeignet.

MG1A3

Dieses Version den MG1A1 erhielt das erste mal die deutlich vereinfachte einteilige Gasstaudüse und ein verbessertes Zweibein.

MG1A4

Eine Version des MG1A3 für Fahrzeuge.

MG42/59

Als der Bedarf der Bundeswehr mit dem MG1A3 gesättigt war, bemühte man sich um den Export der Waffe. Als großes Hindernis erwies sich dabei die extrem hohe Kadenz der Waffe. Besonders Länder mit geringerem Militärbudget wiesen das MG42/58 immer wieder zurück. da zu hohe Munitionskosten befürchtet wurden.

Aus diesem Grund entschied man sich für ein System mit zwei verschiedenen Verschlüssen für die nächste Stufe der Waffe. Das MG42/59 konnte zum einen mit dem Verschluss-550 oder dem Verschluss-950 ausgerüstet werden. Dabei steht die Zahl hinter dem Wort Verschluss für die angepeilte Kadenz. Dabei benötigt der schwerere Verschluss-550 jedoch eine hydraulisch gepufferte Abfedereinrichtung im hinteren Teil des Waffengehäuses, welche mit dem Schaft entnommen werden kann. Zudem war das MG42/59 mit den meisten damals üblichen Patronengurten kompatibel.

MG3

Nach der Entwicklung eigener Patronengurte, namentlich dem DM-1 und DM-6, sowie einer Gurttrommel aus Plastik, sollte das MG1A3 entsprechend angepasst werden. Die Bundeswehr lehnte das neue Verschlusssystem des MG42/59 ab, sondern wollte die Kadenz von 1200 s/m beibehalten. Neu beim MG3 war jedoch eine Gurthaltekralle, welche einen frei herunterhängenden Patronengurt am herunterrutschen hindern sollte, sobald der Deckel geöffnet wurde. Auch wurde dem Deckel eine Lamellenbremse gegeben, welche seinerseits verhindern sollte, dass dem Schützen ein geöffneter Deckel mit voller Wucht auf die Finger fallen konnte.

Im Gegensatz zu Gerüchten innerhalb der Bundeswehr besitzt das MG3 keine NATO-Bremse. Die geringere Kadenz rührt vorwiegend vom Patronenwechsel her. Bei der angeblichen NATO-Bremse, handelt es sich um eine Rückprallsperre in Form einer Nachschlagmasse, welche schon in einigen MG3 aber in allen MG1A1 zu finden war.

MG3A1

MG3 optimiert für den Einsatz in Fahrzeugen.

MG3A1A1

MG3 optimiert für den Einsatz in automatischen Fahrzeugtürmen.

Italien, Beretta 42/59

MG42/59 produziert von Beretta in Italien mit einem Zwischenschritt zwischen Verschluss-550 und 950, welcher die Waffe auf 800 s/m bringt und keine extrem ausgeprägte Puffereinrichtung voraussetzt.

Österreich, MG74

Das MG74 Produziert von Steyr für das österreichische Bundesheer ist eine Abzweigung des deutschen MG3. Es unterscheidet sich vor allem durch eine andere Abzungsgruppe, welche das Abgeben von Einzelfeuer erlaubt. Die Waffe besitzt eine Kadenz von 850 s/m und ist oft an der grünen Lackierung der Schaftteile zu erkennen.

Schweden, Ksp m/94

Das in von deutschland gelieferten Leopard Panzern verbaute MG3 wird von Schweden als Ksp m/94 bezeichnet.

Grundlagen

  • Machine Gun, The Development of the Machine Gun from the Nineteenth Century to the Present Day von Maxim Popenker & Anthony G. Williams
  • Arbeiten zu Studium und Praxis im Bundesgrenzschutz: Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner
  • Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch von Rheinmetall GmbH, Dr. R. Germershausen
  • Waffenlehre für die Bundeswehr von Heinz Dathan
  • Handwaffen und Panzerabwehrwaffen der Bundeswehr - Geschichte, Taktik, Technik von Jan-Phillipp Weisswange
  • German Machineguns von Daniel D. Musgrave, Smith Hempstone Oliver
  • Full Circle, A Treatise on Roller Locking von R. Blake Stevens

24 September 2024

Geschichtsrevision im Bezug auf den SKS Karabiner

Willkommen alle zusammen, heute widmen wir uns leider erneut dem leidigen Thema der Geschichtsrevision, ergo der absichtlichen Verfälschung der Geschichte. Was für den Historiker der jüngeren Zeitgeschichte die Holochaustleugnung ist, das ist für den Kenner der Waffengeschichte die Verfälschung der Geschichte des AR-15 sowie des SKS.

Mit den Verzerrungen rund um das AR-15, haben wir uns bereits in einem anderen Beitrag beschäftigt, heute geht es um den SKS-Karabiner, in der DDR als Karabiner-S bezeichnet. Im Gegensatz zum AR-15 geht es den Sportschützen dieses Mal nicht darum eine Waffe als harmloser erscheinen zu lassen. Im Bezug auf den SKS geht es um nichts geringeres als sich Zugang zu einer Kriegswaffe zu erschleichen, indem dessen historischen Daten dreist einseitig umgeschrieben werden.

Hintergrund

Den Hintergrund bildet das Kriegswaffenkontrollgesetz, welches Sportschützen den Besitz von sogenannten Halbautomaten mit einer Hülsenlänge von unter 40 mm nur erlaubt, wenn die betreffende Waffe vor 1945 eingeführt wurde.

Geschichtsfälschung

Dies ist jedoch beim SKS-Karabiner nicht der Fall, da dieser erst 1949 zusammen mit der AK, dem RPD offiziell eingeführt wurde.

Die Basis der Erzählung, dass der SKS 1945 eingeführt worden sei sind Angaben in veralteter Fachliteratur, wo eine Erprobung des SKS-45 im Jahre 1945 zu einer offiziellen Einführung hochstilisiert wurde. Dabei kann nicht eindeutig bewiesen werden, dass diese Erprobung in der Form stattgefunden hat. Experten halten dies auch für äußerst unwahrscheinlich, wenn man sich die strenge Geheimhaltung rum und das sowjetische Kurzpatronenprojekt ansieht. Deutlich wahrscheinlicher sind begrenze Erprobungen des SKS-44 für die alte Gewehrpatrone 7,62 x 54 mm R.

Eine Erprobung, geschweige denn eine Einführung, des SKS in 7,62 x 39 mm ist alleine aus dem Grund nicht möglich, da die Patrone mit 39 mm langer Hülse frühestens 1947 zur Verfügung stand.

Ursache

Für diese Geschichtsverfälschung kommen zwei Ursachen in Betracht. Zum einen könnte es sich um ein Versehen handeln, da die Informationslage vor dem Fall des Eisernen Vorhanges, im Bezug auf Waffen, sehr dürftig war.

Zum anderen kommt aber auch in Frage, dass hier Sportschützen gezielt um das Kriegswaffenkontrollgesetz herumgelogen haben, um so Zugang zu einer bestimmten Waffen zu erhalten, welche ihnen sonst verboten wäre.

Historische empirisch Adäquate Darstellung

SKS in 7,62x39mm

Der SKS-Karabiner eingerichtet für die Patrone 7,62x39mm M43 wurde offiziell 1949 mit der GAU-Nummer 56-A-231 in die Sowjetarmee (bis 1946 Rote Armee) eingeführt. Nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz ist die für Sportschützen nicht zugänglich, da die durch ihre Hülsenlänge unter 40 mm sanktioniert wird, durch die Einführung nach 1945 wird diese Sanktion nicht aufgehoben. Auch die früheste theoretisch mögliche Einführung der Waffe liegt im Jahre 1947, da erst zu diesem Datum die Patrone 7,62x39mm existiert.

SKS-45 in 7,62x41mm

Der SKS-45 wurde nie offiziell eingeführt, er besitzt demnach keine GAU-Nummer. Wären SKS-45 auf dem Mark verfügbar, so wurden diese, wegen ihrer Hülsenlänge von über 40 mm nicht vom Kriegswaffenkontrollgesetz sanktioniert und wären für Sportschützen verfügbar.

Fazit

Den deutschen Sportschützen ist es im Bezug auf den SKS-Karabiner in 7,62x39mm gelungen sich durch das reine erfinden einer Einführung dieser Waffe, zu einem Zeitpunkt, zu welches es diese Waffe gar nicht gegeben haben kann, den Zugang zu einer Kriegswaffe zu erschleichen.

Quellen

  • The World's Assault Rifles von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Эволюция Стррелкового Оружия von Wladmimir Fjedorow
  • Kalaschnikow, Das Genie und sein Lebenswerk von Edward Clinton Ezell
  • Visier Spezial Nr.25 Kalaschnikow Der Konstrukteur und seine Waffe Vom AK 47 zum PK

Geschichtsrevision im Bezug auf das AR-15

Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffengeschichte beziehungsweise zu dunklen Seite der Geschichte und zwar der Geschichtsfälschung und wissenschaftlich korrekt dem Geschichtsrevisionismus oder umgangssprachlich der Geschichtsklitterung. 

In diesem Beitrag geht es darum, wie Sportschützen die Geschichte des AR-15 verbiegen, um diese Waffe, im angeblichen Gegensatz zum M16, als harmlos erscheinen zulassen. Aber sehen wir uns erstmal die Erzählungen im einzelnen an.

Im übrigen ist es wichtig, von Erzählungen zu sprechen und nicht von Theorien, da diese mit wissenschaftlichen Theorien nicht viel zu tun haben.

pre Populos Erzählung

Die schärfste Form der Geschichtsfälschung rund um das AR-15 ist die Behauptung, dass AR-15 Projekt habe von Anfang an einen zivilen Charakter gehabt und das M16 sein eine spätere Auskopplung aus diesem Programm. Dies ist jedoch nicht richtig, da die Entwicklung des AR-15 auf eine Anfrage des US-Militärs im Zuge des SCHV-Programms zurückgeht. Zudem waren schon die ersten Prototypen des AR-15 (XAR-15) schnellfeuerfähige Kriegswaffen.

Die Theorie (eigentlich eine reine Erzählung ohne wissenschaftlichen Anspruch) ist demnach zurückzuweisen.

silum Populos Erzählung

Die weniger scharfe Form der Leugnung des militärischen Ursprungs des AR-15 besagt, dass AR-15 und M16 zeitglich entwickelt wurden aber auch dies lässt sich anhand historischer Dokumente widerlegen, welche die Korrespondenz zwischen dem US-Militär und der Firma Armalite widergeben.

Da zwischen dem Start der Entwicklung des AR-15 1957 und der ersten zivilen Version der Waffe GX-4968 1963 sechs Jahre liegen, muss die Erzählung, dass zivile und militärische Modelle zeitgleich entwickelt wurden zurückgewiesen werden.

post Populos Theorie

Die Theorie, wobei es sich tatsächlich um eine wissenschaftliche Theorie handelt, gibt historisch nachvollziehbar an, dass erst nach dem militärischen Projekt eine zivile Version des AR-15 auf dem Markt angeboten wurde. Eine frühe zivile Version wurde als GX-4968 1963 von US Behörden geprüft und für den Zivilmarkt für geeignet befunden. Aufgrund dies Vietnamkrieges verzögerte sich jedoch die Herstellung von zivilen Waffen, so das erst 1964 mit dem Colt AR-15 SP1 Sporter, mit der internen Nummer R6000, auf den Mark kam.

Die bloße Aussage, dass nach den militärischen AR-15 Modellen auch zivile AR-15 Modelle angeboten wurden, ist demnach empirisch adäquat.

Begriffsverzerrung AR-15

Zum nachträglichen umschreiben den Geschichte des AR-15, kommt meinst noch eine nachträglich Begriffsverzerrung. So wird in der häufigsten Form der Erzählung behauptet, dass es sich beim AR-15 um eine rein zivile Waffe handelt soll, wohingegen das M16 die militärische Variante sei.

Die ist jedoch nicht richtig, da die ersten Versionen der Waffe auf ihren Gehäusen und in offiziellen Dokumenten als AR-15 bezeichnet werden. Dabei besitzen diese Waffe eine AUTO Einstellung an ihren Feuerwahlhebeln und werden in den Dokumenten als fully automatic (dt. vollautomatisch) oder select fire (dt. ~Wahlfeuer) beschrieben.

Die ersten AR-15 01 (Colt Model 601), welche in Vietnam eingesetzt wurden waren schnellfeuerfähig. Die später von der US-Luftwaffe als XM16 getestete AR-15 02 trägt noch die Bezeichnung AR-15 auf ihrem Gehäuse. Das gleiche gilt für das AR-15 03 der US-Armee, welches als XM16E1 eingeführt wurde, wie für das AR-15 04, welches die Luftwaffe als M16 führe. Auch das M16A1 führt noch die Beschriftung AR-15.

Waffen, welche Colt für andere Länder wie Singapur fertigte, tragen ebenfalls die Aufschrift AR-15 und wurden also solche vermarktet.

Demnach ist die Erzählung, nach der es sich beim AR-15 per se um eine zivile Version des M16 handelt als Geschichtsfälschung zurückzuweisen.

Ziel

Das Ziel der nachträglichen Änderung oder Umdeutung der Geschichte der Waffe ist, dass AR-15 als harmlosere Waffe darzustellen und von ihrem Ursprung als rein militärischen Projekt abzulenken. Damit soll Unkundigen der Eindruck vermittelt werden, dass das AR-15 harmloser sei als es ist.

Fazit

Viele Sportschützen lügen im Bezug auf die Geschichte des AR-15 und seiner Einführung als M16 und XM16E1, um die Waffe als harmloser darzustellen.

Quellen

  • The Black Rifle, M16 Retrospective von R. Blake Stevens & Edward C. Ezell
  • The Black Rifle II, the M16 into the 21st Century von Cristopher Bartocci
  • Small Arms Profile 22 Armalite Weapons von F.W.A. Hobart
  • The M16 von Gordon L. Rottman
  • The M16/AR15 Rifle A Shooter's Guide von Joe Poyer
  • Sturmgewehre der Welt Band III T -V von Gary Paul Johnston & Thomas B. Nelson
  • Waffen Revue Nr.18 Sept.-Nov. 1975 Waffensystem AR 15 (M-16)
  • Visier Special Ausgabe 37 M16 & AR-15

05 September 2024

Werden Masseverschlüsse vom Gasdruck angetrieben? Ein Blick in die Fachliteratur

Hallo alle zusammen und Willkommen zu einem neuen Post zum Thema Waffenkunde, welcher wohl in die Kategorie der Waffengeschichte fällt oder auch der Waffensemantik.

Mir ist folgendes Kuriosum aufgefallen, in einigen Büchern werden Masseverschlüsse zu den Rückstoßladern gezählt, weswegen einige Unkundige denken, dass Masseverschlüsse wirklich durch den Rückstoß angetrieben werden. Es fällt aber so gut wie immer neulich beim Durchlesen eines dieser Bücher auf, dass dort zwar Rückstoßlader steht, jedoch im Fließtext ganz eindeutig beschrieben wird, dass der Gasdruck den gemeinten Masseverschluss antreibt. Ich fand das natürlich kurios, hab mich aber erinnert, dass mir das vor Jahren schon mal in einem anderen Buch aufgefallen war. 

Ich hab das Ganze dann auch mal in einer kleinen Runde angesprochen, hab aber nur zu hören bekommen, dass das dieses Kuriosum normal sein und dass man es so in fast jedem Buch finden wird. Sprich: Auch wenn ein Fachbuch Masseverschlüsse Rückstoßlader nennt, dass es dann im Fließtext so gut wie immer heißt, dass der Gasdruck den Masseverschluss antreibt. Beziehungsweise die vom Gasdruck nach hinten rausgeschobene Hülse.

Natürlich hab ich mich dann gefragt, ob es nicht wenigstens ein einziges deutsches Fachbuch zum Thema Waffentechnik gibt, in dem als Rückstoßlader bezeichnete Masseverschlüsse denn auch vom Rückstoß angetrieben werden. Das dürfte ja nicht so schwer sein.

Also hab ich mich auf die Suche gemacht aber vorher folgende Kriterien aufgestellt:

  • A: Es muss sich wirklich um ein Fachbuch handeln, also ein wirkliches Buch und kein Heft. Zudem muss es in einem richtigen Verlag erschienen sein.
  • B: Es muss sich sich um ein Buch handeln, welches die Technik von Handfeuerwaffen entweder zum Kernthema hat oder es muss einen großen Technikteil von mindestens 10% der Gesamtseitenanzahl haben.
  • C: Wenn es eine englische Version des Buches gibt, darf in dieser nicht Blow-Back stehen.
  • D: Es muss deutlich aus dem Fließtext hervorgehen, dass Masseverschlüsse vom Rückstoß angetrieben werden.
  • E: Das Buch muss die jeweils aktuellste Ausgabe sein und es darf kein anderen Wert des Autoren geben in welchem er den Fehler nicht gemacht hat.
Mich  beschleicht nämlich langsam das Gefühl, dass es ein solches Buch gar nicht gibt. Ich werde also ab jetzt mal die Augen offen halten und aus diesem Grund auch immer wieder diesen Beitrag hier aktualisieren.

Damit es nicht ganz umsonst ist, wenn ich mal nichts finde, werde ich auch die negativen Ergebnisse dokumentieren. Der Übersicht halber werde ich alle Bücher in folgende Kategorien einteilen:
  • Klasse 1, Masseverschlüsse werden als Gasdrucklader oder Rückdrucklader benannt.
  • Klasse 2, Masseverschlüsse werden nicht in eine Richtung gehend bezeichnet aber als Gasdrucklader beschrieben.
  • Klasse 3, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt aber als Gasdrucklader beschreiben
  • Klasse 3b, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt aber in der englischen Version heißen sie Blow-Back.
  • Klasse 4, Masseverschlüsse werden als Rückstoßlader benannt und auch so beschrieben.
  • Klasse 5, Masseverschlüsse werden als Gasdrucklader benannt aber als Rückstoßlader beschrieben.
Klasse 1:

Hier sind die Hauptwerke der deutschen Waffentechnik vertreten, die ich später ergänze, da sie eh jeder kennt.

Klasse 2:

Moderne Faustfeuerwaffen Gerhard Bock 1911
"Der auf den Boden der Hülse wirkende Gasdruck sucht die Hülse zurückzutreiben;" Seite 174

Handbuch der Faustfeuerwaffen G. Bock, W. Weigel 1964

"Der auf den Boden der Hülse wirkende Gasdruck such die Hülse zurückzutreiben." Seite 163 

Die deutschen Militärgewehre und Maschinenpistolen 1871-1945 Hans-Dieter Götz 1981 B

"Der Schuß bricht und der Gasdruck im Lauf wirkt sich einerseits auf das Geschoß, andererseits auf den Verschluß aus. Beide setzen sich in entgegengesetzte Richtungen in Bewegung." Seite 225
Klasse 3:

Schützenwaffen Heute (1945-1985) Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen 1998
"Bei diesen Schützenwaffen wird die Energie der Pulvergase über die Patronenhülse auf den Verschluss übertragen." Seite 40

"Sobald der Druck der Pulvergase entsprechen angestiegen ist beginnt der Rücklauf des Verschlusses zusammen mit der Hülse." Seite 40

Waffenschmidt, Waffen- und Munitionstechnisches Handbuch, Karl Böhlein, Rolf Brand 1968
"[...], bei denen ohne besondere Gasentnahmeeinrichtung der Druck der Pulvergase nach hinten (Rückdruck) über den Patronenboden direkt zum Antrieb des Schlosses verwendet wird." Seite 12

Waffenlehre für die Bundeswehr, Heiz Dathan 1972 

"Die großen Gasmengen üben nunmehr einen allseitig hohen Druck auf den Patronen- bzw. Kartuschenboden und damit auf den Waffenverschluß [...] aus." Seite 19

"Gleichzeitig drücken die Pulvergase auf die Patronenhülse. Die Hülse überträgt einen Teil des Gasdrucks auf den Verschluss, wodurch der Rücklauf eingeleitet wird." Seite 170

Die offizielle Geschichte der Oberndorfer Firma Heckler&Koch, Kersten & Schmid 1999 B

"Die Pulvergase treiben das Geschoß an, Gleichzeitig drücken die Pulvergase auf  die Patronenhülse. Die dabei auf den Stoßbodenfläche des Verschlußkopfes wirkenden Kräfte werden über die Verschlußrollen [...] auf den Verschlussträger übertragen." Seite 154

Waffenkunde für Sammler vom Luntenschloss zum Sturmgewehr Hans-Dieter Götz 1972 B
"Beim Schuß, wenn die Pulvergase auf den Hülsenboden der Patrone und damit auf den Verschlußkopf wirken," Seite 169

Mit Pulver und Blei,  kleine Waffenkunde für Liebhaber, Hans-Dieter Götz 1972 B

"Die Pulvergase, die sich beim Schuß entwickeln, wirken gleichmäßig nach allen Seiten. Da daß Geschoß leichter zu bewegen ist als [...] Verschußstück, [..] nimmt das Geschoß auch rascher Geschwindigkeit auf, der Verschluß dagegen setzt sich nur langsam in entgegengesetzte Richtung in Bewegung[...]" Seite 135 

Klasse 3b:

Das Maschinengewehr Die Geschichte einer vollautomatischen Waffe F.W.A. Hobart 1973 C
"[...] die durch den Gasdruck zurückgetriebene  Hülse drückt auch den Verschluss zurück," Seite 11
Klasse 4:

Hier konnte ich leider noch keine Bücher finden, welche die Kriterien erfüllen.

Klasse 5:

Wehrtechnischen Studiensammlung Teil 1 Band 2 Die Selbstlade- und automatischen Handfeuerwaffen Dieter Heinrich 1986 B
"[Tabelle] Rohr gehäusefest; Verschlußlader; Direkter Gasantrieb; unstarre Verriegelung" Seite 21

"Direkter Gasantrieb; Der entgegen der Schußrichtung auf den Hülsenboden wirkende Reaktion-Impuls (Rückstoß) bzw. die in Schußrichtung wirkenden Reibungskräfte[...] dienen als Antrieb." Seite 22

Anmerkung:

Ich weiß, dass nicht alle Bücher meine oben genannten Bedingungen erfüllen aber ich hatte sie halt eh schon in der Hand.

Zwischenfazit: 

Ich habe jetzt die üblichen Verdächtigen durch aber irgendwie scheint es Bücher, bei welchen Waffen mit Masseverschlüssen wirklich als durch den Rückstoß angetrieben beschrieben werden nicht zu geben zumindest nicht unter den seriösen Werken. Das einzige Buch, das ich bis her mit einer entsprechenden Beschreibung finden konnte, ist der Katalog der wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz. Und da ist das kuriose, dass die Waffen zwar als rückstoßbetrieben beschrieben werden aber als Gasdrucklader benannt werden. Aus diesem Grund musste ich auch die kuriose Klasse 5 nachtragen.

Selbst in Heiz Dathans Waffenlehre für die Bundeswehr ist der Fehler so nicht auffindbar und das, obwohl Peter Dannecker dieses Werk als Ursprung des Fehler benennt. Dathan benennt und beschreibt die Maschinenpistole MP2 "Uzi" zwar als Rückstoßlader jedoch aus dem Grund, da er der Waffe eine Zündung während des noch stattfindenden Verschlussvorlaufes attestiert. 

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