09 Oktober 2022

Warum sich Waffenteile nicht bewegen, nur weil sie sich bewegen müssen

Hallo alle zusammen und herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag zum Thema Waffenkunde.

Na da musste ich mir doch neulich mal wieder einen Unsinn anhören. Dieser lautete in etwas so:

"Der Verschluss des Gewehrs G3 kann sich nicht öffnen, bevor nicht die Rollen aus dem Waffengehäuse heraus in den Verschluss gerückt sind .. also passiert das."

Wo ich mir nur gedacht habe: "Warum? Warum sollten die Rollen das tun? Haben die Rollen eine Art Intelligenz, dass sie wissen wann sie dies zu tun haben?"

Im Kern ist das das Gleiche, was wir schon von intelligentem Gas kennen. Also Gas welches mit seinem Druck immer nur genau die Flächen beaufschlagt, die man für die Waffenfunktion gerade bracht.

Dabei gilt in der Mechanik: 

Körper bewegen sich, wenn sie bewegt werden.

Und nicht dann, wenn ein Apparat diese Bewegung gerade braucht. Die Rollen im Rollenverschluss des G3 bewegen sich nach hinten, weil sich der Verschlusskopf nach hinten bewegt und nach oben, weil sie über die schrägen im Gehäuse gleiten. Das tun sie im übrigen auch nicht primär, um die Waffe zu entriegeln*, sondern um den Verschlussträger abzuschleudern.

Auch ist bei der Aussage der Ablauf falsch, es gehen nicht erst die Rollen in den Verschluss und dann der Verschluss nach hinten. Erst wird der Verschluss von den Pulvergasen im Lauf nach hinten getrieben und gleichzeitig gehen die Rollen in den Verschluss zurück, angetrieben durch dessen Bewegung.

Wir sehen also: 

Eine Bewegung muss man verursachen, die kommt nicht nur, weil man die braucht.

Wenn man wissen will, was die Ursache einer Bewegung in einer Waffe ist, muss man eben suchen und kann sich nicht einfach mit einem "weil das sich bewegen muss und sonst nicht funktioniert" aus der Verantwortung ziehen.

Quellen:

Verschlusssysteme von Feuerwaffen von Peter Dannecker, 2016

Waffenlehre - Grundlage der Systemlehre von Wolfgang Pietzner, 1998 

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