Hallo alle zusammen,
wer sich mit Militärgeschichte und noch viel interessanter Militärgegenwart beschäftigt, der wird sicher früher oder später über die Ak47 stolpern, nur um früher oder später von der typischen Verwirrung über dieses Modell überrollt zu werden.Denn dieser Begriff bezeichnet mal ein einzigen Modell, nur um dann an andere Stelle plötzlich eine ganze Waffengruppe zu bezeichnen. In diesem Beitrag werde ich euch in einem Post nicht die einzelnen Modelle und dessen Merkmale erklären, sondern nur kurz anreißen, warum es zu solchen Verwirrungserscheinungen kommt.
1947 erblicke ein neues Sturmgewehr das Licht der Welt die Ak47, dabei handelte es sich um eine weiterentwickelte Version der Ak46 und eigentlich auch um einen Prototypen, welcher schon 1948 von der Ak48 überholt wurde, da jedoch ein wichtiger Test anstand und die Ak48 noch nicht bereit für diesen Test war, reichte man eine Ak47 ein, welche den Test für sich entscheiden konnte.
Die serienreife Version der Ak47 hieß jedoch in der Sowjetunion nicht Ak47, sondern einfach nur AK. Die ersten Modelle bestanden noch aus im Blechprägeverfahren gefertigten Gehäusen erst die 1949 verbesserte Version kennzeichneten zwei Merkmale, zum einen wurde diese aus einem massiven Block Stahl gefräst und zum anderen besitzt sie einen abfallenden Kolben. Da es aber relativ teuer ist, an einem Stahlblock solange herum zu fräsen, bis ein Ak47 Gehäuse übrig bleibt, ist man 1959 her gegangen und hat die Produktion wieder auf das günstigere Blechprägeverfahren umgestellt. Diese neue Waffe hieß AKM und bekam noch eine ganze weitere Reihe von neune Eigenschaften spendiert. So besitzt sie einen geraden Kolben zur besseren Handhabung bei automatischem Feuer, ab 1970 einen schrägen Mündungskompensator ebenfalls zur Stabilisierung bei der Abgabe von Feuerstößen. Zudem bekam die AKM ein neues Zubehörsystem unter anderem mit neuem Seitengewehr, auch eine neue Schwalbenschwanzschiene wurden eingeführt, mit der die AKM eine Reihe von Optiken aufnehmen kann, welche der Ak47 versagt bleiben.
Ist die AKM jetzt eine neue Waffe oder eine Version der Ak47? Nun sehen wir uns das ganze doch mal aus der Sicht einiger Beteiligter an.
Ich schätze es sollte klar sein, dass ein Soldat, welcher AKM und oder Ak47 selber verwendet diese Modelle unterscheiden muss. Man stelle sich nur mal die Situation vor, in der ein Soldat ein Nachtsichtvisier mit in den Einsatz nimmt nur im im Feld festzustellen, dass dieses nicht auf seine Waffe passt. Ein Ak47 oder AKM Träger muss diese Waffen also unterscheiden.
Wie sieht es nun aber mit einem Soldaten aus, welcher auf der anderen Seite steht? Sprich einem der sich mit Ak47 und oder AKM konfrontiert sieht, wie dies häufig beim US Militär der Fall ist. Dazu müssen wir aber kurz ausholen und erwähnen, dass es neben den russischen Modellen Ak47 und AKM noch eine Vielzahl weiterer Modelle gibt, wie die chinesische Typ-56 welche wie das AKM aus Blech geprägt wird aber die Ak47 Ergonomie soweit beibehalten hat aber auf der anderen Seite ein ganz eigenes Bajonettsystem besitzt. Von den Modellen aus Jugoslawien, Rumänien, Ungarn, Ägypten und der ehemaligen DDR wollen wir hier gar nicht erst anfangen und kehren zurück zur US Armee. Diese sieht sich in ihren Einsätzen im asymmetrischen Krieg meist einer Vielzahl verschiedener Abkömmlinge von Ak47 und AKM gegenüber, wobei es im Kern für den US Soldaten eigentlich egal ist, welches Seitengewehr oder Visiersystem die Waffe besitzt mit der er gerade beschossen wird. Die Waffe des Gegners hat ein Seitengewehr oder sie hat eben keines.
Und da dies egal ist, hat man sich beim US Militär darauf geeinigt, einfach alle Abkömmlinge von Ak47 und AKM schlicht als Ak47 zu bezeichnen. Weil im Grunde sind beides Sturmgewehre im Kaliber 7,62mm x39 mit ähnlicher Reichweite und Kadenz.
Man stelle sich nur mal vor, wie ein US-Späher eine Gruppe von vier Aufständischen erblickt und deren Bewaffnung wie folgt an den diensthabenden Offizier weitergibt:
"Ich sehen vier Aufständische, einer hat eine AKM ganz ohne Kolben, der andere eine Typ-56 dessen Bajonett abgenommen wurde, der dritte trägt eine AMD-65 mit AKM Handschutz und der letzte eine MPi-K, dessen Schulterstütze durch den Griff einer Gartenschaufel ersetzt wurde."
Wie man oft sieht, sind die üblichen Kombattanten noch nicht mal mit kompletten Waffen dieser Gattung ausgestattet, sondern bauen sich oft aus zwei kaputten eine funktionierende Waffe. Das geht zwar nur begrenzt und zischen Ak47 und AKM kaum aber Handschutz und Schulterstützen Roulette scheint bei Aufständischen seit jeher sehr beliebt zu sein. Daher wird der obere Satz beim US Militär meist wie folgt abgekürzt:
"Vier Aufständische, vier Ak47"
Soweit so klar und logisch aber wie kommt dieser Jargon zu uns? Ganz einfach durch die Presse, Kriegsberichterstattung erfolgt in den aktuellen Konflikten meist aus Sicht des US-Militärs und bedient sich deren Dokumenten und Aussagen und in den modernen Konflikten ist es für die Journalisten eh schwer genug objektiv zu sein, da bleibt einfach keine Zeit sich zudem noch mit der Unterscheidung von Handwaffen auseinander zu setzten. Was auch fast nicht schlimm ist, der einzige negative Effekt besteht darin, dass viele immer noch der Meinung sind, Russland beliefere alle Aufständischen von Taliban bis Boko-Haram aktiv mit Waffen.
P.S.
So wir hoffen wir konnten ein wenig Mündungsfeuer ins dunkel bringen und euch hat der Post gefallen.
Als Militärhistoriker muss man übrigens noch Ak47 Type I bis III unterscheiden. Type-I mit Blechprägegehäuse, Type-II mit Metallmanschetten an Kolben und Pistolengriff und Type-III mit Manschette nur noch am Pistolengriff.
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